Adele Wieler geb. Moises: Unterschied zwischen den Versionen

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(Weblinks: Biografie Familien Wieler - Moises Strauß)
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[[Bild:Adele Wieler Gedenkbuch.jpg|framed|Eintrag im "Gedenkbuch : Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", Ausgabe 2006]]
 
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[[Datei:Gedenkstein RE Adele Wieler.jpg|thumb|600px|Detail des Gedenkstein]]
[[Datei:Gedenktafeln Mahnmale- Jued. Friedhof KLEIN 15846.jpeg|framed|'''Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof Recklinghausen. Die Namen der beiden Wielers stehen rechts, dritte Zeile von unten''', Foto: www.recklinghausen.de]]
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[[Datei:Gedenkstein jüdischer Friedhof RE groß.jpg|thumb|600px|'''Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof Recklinghausen''', stark vergrößerbar, 4.11.18]]
  
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Adele Moises wurde am 4.3.1907 in Wulfen geboren. Ihre Eltern bauten 1930 das Haus Hervester Straße 8 (heute Sparkasse). Sie wurde beim Novemberpogrom 9./10.11.1938 mißhandelt, wohnte aber am 15.02.39 noch mit ihrem Ehemann (Heirat 21.12.1938, Standesamt Lembeck) Fritz Wieler (geboren am 15.05.1904 in Wiesbaden) im Haus.  Zur Finanzierung der Auswanderung ihres Bruders Josef Moises (verheiratet mit Fritz Schwester Senta Wieler) nach Palästina musste das Haus unter Wert verkauft werden. Adele und Fritz Wieler zogen am 6.12.39 zu seinen Eltern nach Recklinghausen in die Kellerstraße 21 (oder31?).  <br>
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Das Ehepaar Heinemann und Bertha Wieler sowie ihr Sohn Fritz mit Frau Adele hatten an der Bochumer Straße 80 einen Kolonialwaren besessen. "Herr Wieler, der einige Monate zuvor geheiratet hatte, war ein gutmütiger, hilfsbereiter Mensch, der immer lachte und zu Scherzen aufgelegt war." (Quelle: Möllers/Pohl: Deportation nach "unbekannt" S.20, Jacobs S.255f zitierend)
  
Die Familie Moises besaß das Haus Hervester Straße 8. Die am 4.3.1907 geborene Adele (Moises) Wieler wurde beim Novemberpogrom mißhandelt, wohnte aber am 15.02.39 noch mit ihrem Ehemann [wann geheiratet??], dem Kaufmann Fritz Wieler, im Haus. Nach dessen Zwangsverkauf zur Finanzierung der Auswanderung ihres Bruders Josef Moises, zogen beide zu seinen Eltern nach Recklinghausen. Sie wohnten in RE-Süd Bochumer Straße 80.
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Mitte 1941 wurden die Juden im Kreis Recklinghausen in 11 "Judenhäusern" ghettoisiert, wo ihnen meist nur ein Wohnraum je Familie blieb.
  
Das Ehepaar Heinemann und Bertha Wieler sowie ihr Sohn Fritz mit Frau Adele hatten an der Bochumer Straße 80 einen Kolonialwaren besessen.: "Herr Wieler, der einige Monate zuvor geheiratet hatte, war ein gutmütiger, hilfsbereiter Mensch, der immer lachte und zu scherzen aufgelegt war." (Quelle: Möllers/Pohl: Deportation nach "unbekannt" S.20, Jacobs  S.255f zitierend)
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Am 24.1.1942 wurden die Recklinghäuser Juden nach Riga deportiert. Auf Lastwagen ging es zum Sammelpunkt Gelsenkirchen/Wildenbruchplatz, wohin auch die Dorstener, Herner und Gelsenkirchener Juden gebracht wurden. Von dort am 27.1. über Dortmund in tagelange Fahrt nach Lettland, zusammengepfercht unter barbarischen Bedingungen (siehe Weblink).
  
Mitte 1941 wurden die Juden im Kreis Recklinghausen in 11 "Judenhäusern" ghettoisiert, wo ihnen meist nur ein Wohnraum je Familie blieb.
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215 Recklinghäuser Juden wurden Opfer der Shoah (Holocaust). Auf dem jüdischen Friedhof am Nordcharweg erinnert daran ein Mahnmal mit allen Namen.
 
 
Am 24.1.1942 wurden die Recklinghäuser Juden nach Riga deportiert.
 
  
 
==Im Ghetto Riga Tod durch Verhungern im Alter von 35 Jahren==
 
==Im Ghetto Riga Tod durch Verhungern im Alter von 35 Jahren==
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Der Eintrag für Fritz Wieler lautet: <br>
geboren am 15. Mai 1904 in Wiesbaden / - / Hessen-Nassau, wohnhaft in '''Wulfen''' und Recklinghausen
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geboren am 15. Mai 1904 in Wiesbaden / - / Hessen-Nassau, wohnhaft in Wulfen und Recklinghausen
  
 
Deportation: [ab Recklinghausen 24.01.42], ab Dortmund 27. Januar 1942, Riga, Ghetto
 
Deportation: [ab Recklinghausen 24.01.42], ab Dortmund 27. Januar 1942, Riga, Ghetto
  
 
==Bislang kein Stolperstein==
 
==Bislang kein Stolperstein==
Stolpersteine werden am letzten frei gewählten Wohnort gesetzt. Adele Wielers wohnte zuletzt in Recklinghausen-Süd Bochumer Straße 80 (und danach noch 1941/42 zwangsweise ghettoartig zusammengepfercht in einem sogenannten "Judenhaus" in der Kellerstraße 21).  
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Stolpersteine werden am letzten frei gewählten Wohnort gesetzt. Adele Wieler wohnte zuletzt in Recklinghausen in der Kellerstr. 21 bei den Schwiegereltern.
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Während in Dorsten längst für alle Ermordeten Stolpersteine gesetzt wurden, hat Recklinghausen erst 2016 damit angefangen.
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==Weblinks==
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*http://www.dorsten-unterm-hakenkreuz.de/2012/05/28/wulfen-adele-moises-wurde-in-riga-ermordet-ihr-bruder-josef-fand-in-israel-eine-neue-heimat-der-alten-in-westfalen-blieb-er-stets-verbunden/
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*'''[http://www.recklinghausen.de/Inhalte/Startseite/Ruhrfestspiele_Kultur/Gedenkbuch/_Opferbuch_selfdb.asp?form=detail&db=545&id=690 Opferbuch Recklinghausen]''' mit Foto
  
Während in Dorsten längst für alle Ermordeten Stolpersteine gesetzt wurden, hat Recklinghausen erst (2016) damit angefangen.
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*Georg Möllers: '''"Biografie Familien Wieler - Moises - Strauß"''' http://eservice2.gkd-re.de/selfdbinter320/DokumentServlet?dokumentenname=545-690fieldBiographie.pdf (mit der Wiedergabe einiger Briefzeilen von ihr aus dem Dezember 1941).
  
==Weblinks==
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*https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=4114287 Quelle Umzugsdatum
*'''[http://www.recklinghausen.de/Inhalte/Startseite/Ruhrfestspiele_Kultur/Gedenkbuch/_Opferbuch_selfdb.asp?form=detail&db=545&id=690 Opferbuch Recklinghausen] mit Foto!
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*'''27. Januar 1942 - der Deportationszug mit Ziel Riga verlässt Gelsenkirchen''' http://www.gelsenzentrum.de/deportation_gelsenkirchen_riga_januar_1942.htm
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*[http://www.dorsten-unterm-hakenkreuz.de/2012/05/28/%C2%BBarisierung%C2%AB-das-grose-geschaft-%E2%80%93-staat-und-dorstener-burger-profitierten-von-der-%C2%BBentjudung-der-wirtschaft%C2%AB-%E2%80%93-nach-1945-hatten-profiteure-nur-geringe-nachzahlung/ "Arisierung - das große Geschäft" (Dorsten-Lexikon) ]
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*Deportation deutscher Juden nach Riga (Augenzeugenbericht) https://www.youtube.com/watch?v=PoY3ocixKmU
  
*Georg Möllers: '''"Biografie Familien Wieler - Moises Strauß"''' http://eservice2.gkd-re.de/selfdbinter320/DokumentServlet?dokumentenname=545-690fieldBiographie.pdf
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https://de.wikipedia.org/wiki/Deportation_von_Juden_aus_Deutschland
  
*http://www.dorsten-unterm-hakenkreuz.de/2012/05/28/%C2%BBarisierung%C2%AB-das-grose-geschaft-%E2%80%93-staat-und-dorstener-burger-profitierten-von-der-%C2%BBentjudung-der-wirtschaft%C2%AB-%E2%80%93-nach-1945-hatten-profiteure-nur-geringe-nachzahlung/
+
https://de.wikipedia.org/wiki/Ghetto_Riga
  
 
==Siehe auch==
 
==Siehe auch==
 
*'''[[Familie Moises]]
 
*'''[[Familie Moises]]
 
*'''[[Stolpersteine]]
 
*'''[[Stolpersteine]]
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*'''[[Jüdischer Friedhof]]

Aktuelle Version vom 8. Februar 2024, 15:15 Uhr

Foto von 1939?, Quelle: Gedenkbuch der Stadt Recklinghausen
Alljährlich gedenkt die jüdische Gemeinde Recklinghausen der in der Nazizeit ermordeten Mitglieder. Adele Wieler geb. Moises erlitt das Novemberpogrom in Wulfen und heiratete den Recklinghäuser Fritz Wieler, 4.11.18
Der Förderverein der Gnadenkirche zeigte Sabine Bornemanns beeindruckenden Film "Vom Umgang mit dem Verschwinden" über das Ghetto Riga, in das die westfälischen Juden deportiert worden sind. Thomas Ridder vom Jüdischen Museum (rechts) schilderte vorab den Leidensweg der Dorstener. Reinhard Schwingenheuer wies in der anschließenden Diskussion auf die Wulfenerin Adele Wieler, geb. Moises hin, die auch am 27.1.1942 nach Riga abtransportiert wurde, wo sie verhungerte, 26.1.14
Eintrag im "Gedenkbuch : Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", Ausgabe 2006
Detail des Gedenkstein
Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof Recklinghausen, stark vergrößerbar, 4.11.18

Adele Moises wurde am 4.3.1907 in Wulfen geboren. Ihre Eltern bauten 1930 das Haus Hervester Straße 8 (heute Sparkasse). Sie wurde beim Novemberpogrom 9./10.11.1938 mißhandelt, wohnte aber am 15.02.39 noch mit ihrem Ehemann (Heirat 21.12.1938, Standesamt Lembeck) Fritz Wieler (geboren am 15.05.1904 in Wiesbaden) im Haus. Zur Finanzierung der Auswanderung ihres Bruders Josef Moises (verheiratet mit Fritz Schwester Senta Wieler) nach Palästina musste das Haus unter Wert verkauft werden. Adele und Fritz Wieler zogen am 6.12.39 zu seinen Eltern nach Recklinghausen in die Kellerstraße 21 (oder31?).
Das Ehepaar Heinemann und Bertha Wieler sowie ihr Sohn Fritz mit Frau Adele hatten an der Bochumer Straße 80 einen Kolonialwaren besessen. "Herr Wieler, der einige Monate zuvor geheiratet hatte, war ein gutmütiger, hilfsbereiter Mensch, der immer lachte und zu Scherzen aufgelegt war." (Quelle: Möllers/Pohl: Deportation nach "unbekannt" S.20, Jacobs S.255f zitierend)

Mitte 1941 wurden die Juden im Kreis Recklinghausen in 11 "Judenhäusern" ghettoisiert, wo ihnen meist nur ein Wohnraum je Familie blieb.

Am 24.1.1942 wurden die Recklinghäuser Juden nach Riga deportiert. Auf Lastwagen ging es zum Sammelpunkt Gelsenkirchen/Wildenbruchplatz, wohin auch die Dorstener, Herner und Gelsenkirchener Juden gebracht wurden. Von dort am 27.1. über Dortmund in tagelange Fahrt nach Lettland, zusammengepfercht unter barbarischen Bedingungen (siehe Weblink).

215 Recklinghäuser Juden wurden Opfer der Shoah (Holocaust). Auf dem jüdischen Friedhof am Nordcharweg erinnert daran ein Mahnmal mit allen Namen.

Im Ghetto Riga Tod durch Verhungern im Alter von 35 Jahren

Zitat: Auch der 1904 geborene Recklinghäuser Fritz Wieler wurde Opfer des Versuches, "mit anderen jungen Männern etwas Essbares zu organisieren. Das bedeutete nichts anderes, als zu stehlen. Aber unglücklicherweise wurde er dabei erwischt und auf der Stelle erschossen. Seine junge Frau [=Adele] starb noch in der selben Nacht vor Hunger - G'tt sei Dank, ohne davon gehört zu haben, dass ihr Mann ermordet worden war."

Quelle: Möllers/Pohl : Abgemeldet nach "unbekannt" 1942 : die Deportation der Juden aus dem Vest Recklinghausen 1942. Klartext Verlag 2013, S.95
Darin wird zitiert aus Jacobs, Erich: Wunder geschehen doch noch!, 2004 S.256. Jacobs beruft sich auf die Aussage von Elly Eichenwald.

Gedenkbuch

Im Online-Gedenkbuch ist als Name "Adele Edele Wieler" eingetragen, als Wohnorte Wulfen, Recklinghausen und Dorsten, siehe http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch

Der Eintrag für Fritz Wieler lautet:
geboren am 15. Mai 1904 in Wiesbaden / - / Hessen-Nassau, wohnhaft in Wulfen und Recklinghausen

Deportation: [ab Recklinghausen 24.01.42], ab Dortmund 27. Januar 1942, Riga, Ghetto

Bislang kein Stolperstein

Stolpersteine werden am letzten frei gewählten Wohnort gesetzt. Adele Wieler wohnte zuletzt in Recklinghausen in der Kellerstr. 21 bei den Schwiegereltern.

Während in Dorsten längst für alle Ermordeten Stolpersteine gesetzt wurden, hat Recklinghausen erst 2016 damit angefangen.

Weblinks

https://de.wikipedia.org/wiki/Deportation_von_Juden_aus_Deutschland

https://de.wikipedia.org/wiki/Ghetto_Riga

Siehe auch