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Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen 1929

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Die [[St.-Matthäus-Kirche|Kirche zu Wulfen]], deren mittlere Abteilung wohl den ursprünglichen Bau darstellte, war nach Osten mit einer Apsis, nach Westen mit einer Giebelfront versehen, so daß sie eine ähnliche Form hatte wie die alten Kapellen zu Lenkerbeck und Bossendorf. Später ist sie nach Westen verlängert und hat einen Turm erhalten; es geschah das vielleicht um 1419, wo von Johann von der Hasselbecke (s. o.) den Kirchenmeistern zum Zwecke der „tymerynghe der kespelkerken“ der Hof Grewer verkauft wurde. Das Chor wurde 1744/45 angebaut, zugleich auch vor der Eingangstür eine Vorhalle und an der Südseite eine Sakristei errichtet; damals sind auch die zuvor gotischen Fenster abgerundet. 1755 ist der Stapel des Kirchturmes um 15 Fuß erhöht und seine Spitze mit einem neuen barocken Helme versehen. Da die Gurtbogen des Gewölbes Risse zeigten, musste 1822/23 das Schiff der Kirche bis auf das Chor niedergelegt werden; der Neubau erhielt eine um 16 Fuß größere Breite und wurde mit einer flachen Decke versehen. Der Turm, der am 30. August 1853 zugleich mit zwölf benachbarten Häusern ausgebrannt war, ist völlig niedergelegt und 1855/58 neu aufgemauert worden, indem er unter entsprechender Verlängerung der Kirche um 12 Fuß vorgeschoben wurde. Um die Inneneinrichtung hat sich besonders Pfarrer Verspohl (1864–1895) verdient gemacht, zu dessen Zeit 1873 neue Altäre beschafft und 1877 die Chorfenster wieder mit spitzen Bogen versehen wurden; aus der alten Kirche sind nur zwei Statuen aus Holz sowie der zur Hälfte in die Wand des neuen Turmes eingebebaute romanische Taufstein erhalten. Als 1892 die Kirche ausgemalt wurde, hat man eine Holzdecke eingebaut. Bei dem Brande des Turmes waren auch die drei vorhandenen Glocken, 1526, 1564 und 1766 gegossen, eingeschmolzen; von den drei neuen Glocken, die 1856 beschafft wurden, ist eine 1917 in den Krieg gezogen.
Eine Urkunde des Pfarrarchives von 1587 berichtet von einer Rente, die aus den Kirchengütern Sengenhorst und Vennhoff der herrschenden Kriegsnot wegen verkauft war, und in einer Urkunde von 1649 ist die Rede von einer Schuld, die von der Gemeinde wegen einer ihr auferlegten hessischen Kriegskontribution hatte übernommen werden müssen; es heißt dort, die Einwohner hätten dadurch die bittere Militärexektution abgewehrt und seien mit den Ihrigen beim Leben und Brot verblieben, während sie sonst schon vorlängst hätten entweichen, Häuser und Höfe und alles daran geben müssen. Von den Eingesessenen der Bauernschaft Deuten wurde zur Abdämpfung der seit der hessischen Kriegszeit auf ihnen lastenden Schuld 1674 der Kirche der ihnen gehörende Markenkotten Schroer verkauft. Schwere Bedrängnisse brachte der Gemeinde auch der Siebenjährige Krieg, besonders im Jahre 1758, wo vom 10. bis 28. September Kapitän Scheither mit seinen Truppen hier lagerte; es befand sich damals in Wulfen ein Magazin, an das von den umliegenden Kirchspielen Fourage und Lebensmittel geliefert werden mußten. Nach der Völerschlacht bei Leipzig ist die an Wulfen vorbeiführende Napoleon-Straße (s. o.) zunächst bis zum 7. November von französischen und dann bis zur Räumung der Festung Wesel am 10. Mai 1814 in stetem Wechsel von preußischen und russischen Abteilungen stark benutzt worden, aber auch in der Zeit der Ruhrbesetzung ist der Bezirk des Amtes Wulfe Wulfen nicht verschont geblieben; zur Sicherung des Bahnhofes Hervest-Dorsten haben belgische Truppen von 18. Februar 1923 ab Teile der Gemeinden Hervest und Holsterhausen bis zum 10. Dezember 1924 besetzt gehalten.
Nachdem 1803 das Fürstbistum Münster aufgelöst war, kam die Herrlichkeit Lembeck zunächst unter die Herrschaft der Fürsten von Salm, im Dezember 1810 an Frankreich. Sie bildete fortan die Mairie Lembeck, an deren Spitze der ehemalige Lembecker Richter Reischel trat, seit Mai 1812 die beiden Mairien Lembeck und Altschermbeck, die Ende 1813 nach dem Übergange an Preußen zu Bürgermeistereien und 1844 zu Ämtern wurden. Seit 1816 sind beide dem Kreise Recklinghausen zugeteilt, 1825 der gemeinsamen Verwaltung des Lembecker Bürgermeisters unterstellt; seit Oktober 1816 führte diese als Nachfolger Reischels der Gutsbesitzer Brunn, von 1837 bis 1875 dessen Sohn, beide auf dem Hause Wienbeck seßhaft, während dann der Amtssitz nach dem Dorfe verlegt worden ist.
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