Der Name Barkenberg

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Der Name Barkenberg

Dies ist nicht der BarkenBERG ;-)
Backenberg auf einer Karte von 1954
Rechts oben steht Backenberg. Auf der Grundkarte 1:5.000 von 1961 (?) hat die EW den Bebauungsstand bis 1974 eingezeichnet.
Backenberg in der Legende eines Planes 1963
Artikel von Rudolf Plümpe in der Dorstener Ausgabe der Ruhrnachrichten 7.2.1995
Auf dieser Karte von 1965 habe ich jetzt Barkenberg und den Wittenberger Damm farbig markiert. Die drei Teile Barkenbergs dienten in diesem Zusammenhang statistischen Zwecken für die Verkehrsuntersuchung. Deutlich zu erkennen ist, dass das Zentrum Wulfener Markt und der Westabschnitt einen eigenen Teil "Stadtmitte" bilden sollten. Nicht zu Barkenberg gehören: Am Gecksbach, Braunfelder Allee, Wischenstück, Eichenstück, Schwalbenstück und Südheide!
Alte Flurnamen in Bochum-Querenburg

Die "Neue Stadt Wulfen" war bekanntlich ursprünglich für rund 50.000 Einwohner einschließlich des Dorfes geplant. Der erste Bauabschnitt mit der Baugruppe Poelzig, Baugruppe Marschall und Baugruppe Eggeling wurde von den Planern zuerst Backenberg Süd genannt. Auf der topographischen Karte gab es im Bereich der späteren Barkenbergschule eine Flurbezeichnung Backenberg. Diesen Namen gab man 1963 dem ersten Bauabschnitt. Wobei die Bauern den Planern sagten, dass sie immer von Bakenberg (langes A) sprechen [Aussage von Hermann Börner; siehe auch Zitat ganz unten]. Deshalb hat man das "c" in Backenberg für einen Schreibfehler bei der katastermäßigen Erfassung um 1825 (siehe Grenzen) gehalten und zu "r" geändert. Jedenfalls sind die Planer nicht dem schriftlich überlieferten Namen gefolgt, sondern haben eine neue Namensform gebildet. Im Text von Planung Neue Stadt Wulfen ist 1965 dann von Barkenberg die Rede (siehe Zitat unten). Da andere Abschnitte wie Schultenfeld, Wittenberg und Maiberg nie realisiert wurden, ist der Name im Laufe der Zeit auf das ganze Neubaugebiet (einschließlich Zentrum/Wulfener Markt und Westabschnitt) übergegangen, als die Bezeichnung "Neue Stadt Wulfen" weniger verwendet wurde.

Dass der Name Backenberg kein Schreibfehler ist, sondern schon viel früher verwendet wurde, beweist diese Quelle von 1629:
Designation der Schonnebecken Lenderey: Der Gartte zwey Scheffel, Der Kamp ahm Schonebecken 8 Scheffel, Vor Endz dem gartten 1 Scheffel, Noch im Velde achter dem Kampe 13 Scheffel, Noch ahm Backenberge 4 Scheffel, Noch ahm Backenberge 1 Malt schlechts landz, Noch ahm Backenberge 2 Malt, Noch eine Wische beym Hauße von 2 foder Hewgewachs, Noch eine Wische in der gemeinheit vor 2 foder Hewgewachs. Summa dieß Ackerlandtz mit dem gantzen ohne wischengrundt fünff Malt 4 Scheffel. Gefunden in: http://wiki.genealogy.net/wiki/Wulfen_%28Dorsten%29/Flurnamen

Zitat 1965 aus dem 2. Sonderheft Wulfen, S.33: "Im Flächennutzungsplan ist der 1.Bauabschnitt der neuen Stadt gekennzeichnet. Es handelt sich um eine Gebiet für 10-12.000 Einwohner, das vorläufig nach einer alten Flurbezeichnung 'Barkenberg' genannt wird. ... Im Spannungsfeld zwischen dem [alten] Ort Wulfen und dem neuen Stadtteil 'Barkenberg' wird das Zentrum der künftigen Stadt frühzeitig entstehen können." [Am Wall, Wulfener Markt und Westabschnitt gehören also nicht zu Barkenberg in dessen ursprünglicher Bedeutung!]

800 Jahre Gemeinde Wulfen enthält auf S.85-89 eine Auflistung der um 1830 bei der Katasteruraufnahme aufgezeichneten Wulfener Flurbezeichnungen. Backenberg taucht in der Flur IX. Dimkerheide und in der Flur X. Dimke auf. (Erstveröffentlichung im Heimatkalender 1927: Flurbezeichnungen in der Gemeinde Wulfen / Heinrich Schwingenheuer. S.100-102)

Die Sage "Der Schatz unter dem Hülskrappenbusch" (Stechpalme, Ilex) von Paul Lippik beginnt so: "Wenn man von Wulfen nach Strock geht, bei Schonebeck die Napoleonstraße verläßt und rechter Hand einen schmalen Weg entlang geht, so kommt man in eine stille Heidegegend, die den Namen Bockelsberg führt und wahrscheinlich eine alte, dem Gott Wodan geweihte Opferstätte war." Zitiert nach 800 Jahre Gemeinde Wulfen, S.224. Zuerst im Heimatkalender 1928, S.112.

Anmerkung vom Leiter des Vermessungsamtes Rojahn

Zum Namen „Barkenberg“ heißt es in der Dorstener Zeitung vom 07.02.1995 u.a.: Herr Rohjahn (damaliger Leiter des Dorstener Verm.- Amtes) meint, dass es eigentlich „Backenberg“ heißen müsse, weil es eine Gewannenbezeichnung „Barkenberg“ nicht gäbe. Dem Bauausschuss der Gemeinde Wulfen sei der Irrtum offensichtlich nicht aufgefallen, da der Ausschuss in der Sitzung vom 30.05.1967 dem von der EW vorgeschlagenen Straßennamen „Barkenberger Allee“ zugestimmt habe. (Dieser Abschnitt stammt von der Seite Geschichte Barkenbergs von H. Trux. Die "Umbenennung" muss aber wie oben ausgeführt schon 1965 erfolgt sein.)

Bedeutung des Namens

Zum Stichwort "Backe" ist 1854 im Grimm´schen Wörterbuch Bd. 1, S. 163 u.a. zu finden "backe wird angewandt auf andere runde und gewölbte erhabenheiten". Mit -berg dahinter wäre das aber eine unsinnige Doppelung.

Auskunft des Amtes für Geoinformation der Stadt Bochum zum dortigen Straßennamen Auf dem Backenberg: "Alte Gewannenbezeichnung, auf Bockenberg (Buchenberg) zurückgehend, vgl. Böckenberg und Böckenbusch sowie das Bockholt. Das aus dem Mittelalter stammende Wort wurde in der Neuzeit nicht mehr verstanden und ist seit dem ersten Grundbuch von 1684 als Backenberg belegt. Quelle: Nowak, G., Flurnamen als Straßennamen, Bochum, 1986"

Diese Ableitung passt gut zu Wulfen, da hier auch ein Hof seit langer Zeit "Schulte Bockholt" heißt (= Buchenwäldchen). In den Werdener Heberegistern von 1147-1160 wird dieser Hof "Bukholte" genannt. Auch die Ortsbezeichnung "Hilligenböcken" für den Mischwaldbestand in der äußeren Nordostecke des ehemaligen Wulfener Gemeindegebietes weist auf die Bezeichnung "Buche" hin.

Resumée: Der Name Barkenberg ist falsch! Anfang der 60er Jahre wurde von der Planungsgruppe die historische Flurbezeichnung Backenberg für den ersten Bauabschnitt verwendet, aber nach kurzer Zeit zu Barkenberg verändert. Backenberg bedeutet Buchenberg.

Barke

Oben wurde nachgewiesen, dass der Name Barkenberg eine zwischen 1962 und 1965 entstandene Veränderung ist. Falls der Name richtig gewesen wäre, könnte er folgende Bedeutung haben:

Eine "Barke" ist ein mastloser Kahn, was überhaupt keinen Sinn ergibt. Eine "Bake" ist ein Orientierungszeichen im Verkehr, z.B. vor einem Bahnübergang, was auch nicht überzeugt.

Interessanterweise gibt es die Straßenbezeichnung Barkenkamp (also -feld) in Borken, Groenlo/NL, Hasloh/Nds, Aurich/Nds, Heeslingen/Nds, Hamburg und Ratzeburg/SH. "Am Bakenberg" gibt es in Achim bei Bremen, "Bakenberg" in Dranske.

Auskunft Stadtarchiv Achim am 18.12.07: Hier in Achim geht die Straßenbezeichnung „Am Bakenberg“ zurück auf eine alte Gemarkungs- oder Flurbezeichnung. „Bake“ oder „Barke“ ist der platt- oder niederdeutsche Name für eine Birke. Der Bakenberg war also in früherer Zeit ein Hügel, auf dem Birken standen.

Gerhard Sixtus sagte auf der Veranstaltung "Die Barkenberg-Story" am 20.11.08: Bürgermeister Schonebeck hätte damals angegeben, dass sie Barkenberg -was Birken bedeutet- und nicht Backenberg sagen würden. [Anmerkung Duwenbeck: Ob Herr Sixtus da das von Jans Schonebeck gesprochene Wulfener Platt wohl richtig verstanden hat?]


Hermann Börner 1999

Zitat: "Wir (damals noch jungen) Planer suchten 1962 einen Arbeitstitel für den ersten Bauabschnitt. In alten Karten fanden wir den Namen "Backenberg". Beim Bürgermeister von Wulfen nahmen wir auf dem Hof Schonebeck unsere ersten Büroräume und gingen abends mit zum Kegeln ins Dorf. Bei Bier und Schnaps machten wir 'Bürgerbeteiligung' und änderten unsren Arbeitstitel schleunigst in "Barkenberg": Backenberg war nicht westfälisch und ein ganz alter Schreibfehler. Der Name des Stadtteils wurde von keinem Stadtrat beschlossen: Der Arbeitstitel "saß".
Quelle: Hermann Börner: Wie ein großer Spielpatz für alle Lebensalter: Neue Stadt Wulfen. In: Standorte - Jahrbuch Ruhrgebiet 1999/2000, S.327


Seltsamerweise existiert im US-Bundesstaat Oregon ein kleiner "Barkenberger Creek", siehe http://www.geonames.org/5712496/barkenberger-creek.html

Siehe auch