Schulgärtnerei

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Die Stadt Dorsten hat beschlossen, die Matthäusschule zu schließen.

Es soll aber nicht in Vergessenheit geraten, welche pädagogische

und ökologische Arbeit dort geleistet wurde.

Das soll hier am Beispiel der Arbeitsgemeinschaft Schulgärtnerei aufgezeigt werden.


Weitere Seiten, die auf die Matthäusschule hinweisen, findet man unter Informatik- und Technikmuseum [[1]]

und Umgestaltung eines Schulgeländes [[2]].


  • Die AG bezieht alle Klassen der Schule in ihre Arbeit mit ein.(z.B. Topfblumen für alle Klassen, Ermunterung aller Klassen zur Schulgartenarbeit, Baum- und Obststrauchpatenschaften für alle Klassen, Blumenzwiebelpflanzaktion auf dem Schulgelände für alle Klassen).
  • Im Schulgarten und im Gewächshaus werden die Schüler in die praktische Arbeit der Züchtung und Pflege von Blumen, Kräutern und Pflanzen und dabei zum liebevollen Umgang mit der Natur herangeführt.
  • Die AG wandelt das vorgegebene Schulgelände schrittweise in ein naturnahes Schulgelände und den Schulgarten durch Schaffung von Biotopen (z.B. Komposthaufen, Trockenmauer, Obstwiese, Teich, ...) um. Durch die Anlage und Pflege des Kompostes werden die Schüler der AG und darüber hinaus alle Schüler der Schule an diese Möglichkeit der Müllvermeidung bzw. -verwertung herangeführt.
  • Diese AG trägt sich finanziell durch den Verkauf von Pflanzen, Topfblumen und zur Weihnachtszeit durch den Verkauf von Weihnachtsgestecken und -kränzen an Elternsprechtagen und auf Märkten selbst, d.h. sie fällt dem Schuletat und dem Schulträger nicht zur Last.


Die kleinen Bilder lassen sich alle durch Anklicken vergrößern!


Die Arbeitsgemeinschaft Schulgärtnerei ist

kontinuierlich

Durch die Erstellung unseres Erweiterungsbaues (Übergabe 18.7.81) findet die Schule einen Ort zwischen Neubau und Turnhalle für einen Schulgarten. Biologielehrer Herbert Gosdzinski macht sich mit seinem 10. Schuljahr auch dann an die Arbeit, und im Mai 1982 kann der Schulgarten schon genutzt werden.

Topfblumenzucht unter Kunstlicht

Mit der Einführung des EBA (erweitertes Bildungsangebot) 1983 an unserer Schule kann dann im Freizeitbereich eine AG angeboten werden, die sich von nun an auch mit dem Schulgarten beschäftigen wird.

Gewächshaus

Da sich eine Arbeitsgemeinschaft aber nicht nur während der Wachstumsperiode und dann nur bei trockenem Wetter mit der Natur beschäftigen wollte, muss ein weiterer Arbeitsort bzw. Begegnungsort mit der Natur geschaffen werden.

Blumen auf der Fensterbank

So wird der frühere Physikvorbereitungsraum als Gewächshaus und Arbeitsraum eingerichtet. Für die Pflanzen werden alte Werkraumtische hergerichtet, und über den Tischen muss in Ermangelung eines Glasdaches durch einen Zeitschalter gesteuertes Kunstlicht installiert werden. Die Tischplatten erwiesen sich als nicht wasserbeständig genug und müssen durch wasserfestes Holz ausgewechselt werden. All diese Arbeiten werden durch die AG getätigt.

Die eigentliche Aufgabe der AG besteht aber seit 1983 - neben der Schaffung dieser Voraussetzungen - darin, den Schulgarten zu pflegen, im Gewächshaus Pflanzen für den Schulgarten vorzuziehen und Zimmerpflanzen für Klassen, Flure und den Verwaltungstrakt zu züchten. So nach und nach wird so das ganze Schulgelände als Aufgabenfeld der naturnahen Gestaltung gesehen. Darauf wird noch näher eingegangen.

Diese Arbeitsgemeinschaft bestand ununterbrochen über 15 Jahre mit natürlich wechselnden Teilnehmern. So sind also wirklich Generationen von Schülerinnen und Schülern beteiligt gewesen, haben sich mit der Natur beschäftigt und sie pflegen und lieben gelernt.

ökologisch

Im Schulgarten beginnt die Umwandlung des Schulgeländes in ein naturnahes Gelände:

Kompost

Der Kompost ist sicherlich das älteste Biotop, denn er ist seit der Einrichtung des Schulgartens ein wichtiger Bestandteil. Er stellt den erforderlichen Humus für Garten und Topfblumen bereit, ist Lebensstätte vieler Kleinstlebewesen und reduziert den Abfall. Das erleben die Schüler, wenn sie den Kompost sieben und so Blumenerde erhalten, in der ausgesät oder in die eingetopft werden kann. Sie sehen schon mit bloßem Auge viele Tiere, denen sie zunächst noch mit Scheu begegnen, sich aber so nach und nach damit anfreunden, wie z.B. Regenwurm oder Kellerassel. Sie lernen zu sortieren, was von den Abfällen bei unserer Arbeit auf den Kompost gehört, und sehen, wie wenig dann noch für die Abfalltonne übrigbleibt.

Schüler bauen eine Trockenmauer
Miniteich

Auch die Kleinteiche befinden sich seit Anfang an im Schulgarten, der große Teich entsteht dann erst später im Jahr 2002. Aber auch die kleinen Teiche haben ihren Sinn: Neben einigen Wassertieren locken sie auch Libellen vielleicht auch Lurche an, die wiederum ungeliebte Insekten reduzieren helfen, den Vögeln dienen sie als Tränke und darüber hinaus vernetzen sie die vielen kleinen Hausteiche der Umgebung; so liegt der nächste Teich im Garten des Hausmeisters neben dem Schulgelände.

Eine weitere Errungenschaft im Garten ist unsere Trockenmauer. Hier können sich Pflanzen und Tiere niederlassen, die heute immer seltener die Umgebung finden, an die sie sich angepasst hatten. Früher ließ man die in Garten und Feld gefundenen Steine in einer Ecke liegen oder nutzte sie zur Grundstückseinfassung als Mauer; heute muss alles aufgeräumt sein, und Mauern werden mit Mörtel dichtgemacht. Durch die Trockenmauer kann viel Artenreichtum erhalten bleiben, und die Schüler können selten gewordene Natur beobachten.

Strauchpflanzung

Außerhalb des Schulgartens, aber innerhalb des Schulgeländes ist so nach und nach eine Obstwiese entstanden: Ein Rasenstreifen vor unserem Ostflügel war eigentlich eine nutzlose Fläche; ökologisch fast tot, und wenn wir die Schüler darauf spielen ließen, war der Rasen schnell weggetreten. So ließen wir uns zunächst von der Stadtgärtnerei eine Hecke vor den Streifen pflanzen und dann drei Obstbäume. Das war der Anfang. Im Frühjahr 1992 werden dann 10 Obststräucher durch Patenklassen auf dieses Grundstück gepflanzt und im Herbst noch Blumenzwiebeln um die Sträucher gesetzt. Die AG magert dann noch die Wiese mit Sand ab, und so hoffen wir, dass mit der Zeit aus dem Rasen eine Wiese wird. Für die Schüler hat das Grundstück schon einen ganz anderen Charakter bekommen: Wo sie früher unachtsam drüberliefen, gehen sie heute zum Beobachten hin, sei es, dass sie die Erntemöglichkeiten an "ihrem" Strauch begutachten wollen, sei es, dass sie "ihre" Blumenzwiebelblüten bewundern möchten.

Einige von den vielen kleinen Dingen seien nur noch erwähnt: der immer wieder anfallende Reisighaufen z.B. für den Igel, die Nistkästen und Insektennisthilfen, das Ergänzen von Freiräumen im Grünstreifen durch standortgerechte Sträucher, ...


ökonomisch

Verkauf auf dem Flachsmarkt

Planungen, die hohe Kosten bei leerer Kasse vorsehen, können mutlos machen. Umwelterziehung muss aber nicht immer teuer sein.

Verkauf

So arbeitet die Arbeitsgemeinschaft Schulgärtnerei nach der Devise "Wenn wir Geld benötigen, müssen wir es uns verdienen", das führt zur weiteren Devise der "kleinen Schritte".

Verkauf auf dem Weihnachtsmarkt
Übertöpfe werden eingeräumt

So verkauft die AG die Topfblumen an die Klassen für eine Mark pro Stück, über Mengenrabatt kann verhandelt werden. Das hat auch den Sinn, dass die Schüler die Blumen, die sie bezahlen mussten, besser pflegen. Schüler der Schule kommen auch zwischendurch und kaufen für 1,--DM Topfblumen, z.B. für den Geburtstag der Mutter.

Auch gespendete Übertöpfe und andere Dekoartikel können in der Schulgärtnerei gekauft werden.

Vor Muttertag baut die AG einen Stand auf, so dass Schüler preiswert Blumen u.a. in den Pausen kaufen können. An Elternsprechtagen können Eltern an einem Verkaufsstand Blumen, Übertöpfe u.a. kaufen. Auf dem Weihnachtmarkt in Wulfen werden an einem Stand von der AG und einigen LehrerInnen gefertigte Adventskränze und -gestecke verkauft. Auch auf dem vom Heimatverein durchgeführten Flachsmarkt in Wulfen und auf dem Umweltmarkt in Dorsten können wir auf diese Weise Geld einnehmen. Dort schenken wir auch Tee - heiß oder kalt - aus eigener Ernte aus (Pfefferminze, Zitronenmelisse), und können daraufhin noch selbst gezogene Kräuter verkaufen. So werden auch wieder andere Gärten artenreicher.

Andererseits werden die Kosten gering gehalten: Die Blumentöpfe für die Topfblumen werden gesammelt, mancher Schüler bringt der AG die leeren Töpfe und mancher Lehrer hält das schon mit Recht für die beste Form seiner Topfentsorgung. Die benötigte Blumenerde wird vom Kompost geholt und so die überschüssige Biomasse verwendet.

Auf diese Weise kann die AG dann auch mal Sämereien aus der eigenen Kasse kaufen, oder - wie schon erwähnt - einen Sack voll Blumenzwiebeln zur Aktivierung der Klassen auf dem Schulgelände und der Verschönerung des Schulgeländes, ebenso das nötige Werkzeug. Inzwischen kann mit Hilfe dieser Kasse die Schule über Topfblumen hinaus mit weiterem floristischem Schmuck ausgestattet werden.

Selbst Ausflüge z.B. zur GRUGA nach Essen können wir aus der AG-Kasse bezahlen.


praktisch

Eintopfen
gießen

In der Arbeitsgemeinschaft Schulgärtnerei erlernen die Schüler auf verschiedenste Weise den praktischen Umgang mit der Natur:

Topfblumen und Zimmerpflanzen für den Klassen- und Schulschmuck werden durch Teilung und Stecklingszucht vermehrt. Jeder Schüler der AG bleibt dann für die von ihm gezogenen Pflanzen verantwortlich, bis sie an die Klassen weitergegeben werden.

Mangelnde Pflege, z.B. vergessenes Gießen oder zu spätes Umtopfen, zeigt sich recht schnell. Der Zusammenhang von Pflege und Gedeihen wird so von den Schülern direkt erlebt.

Kräutergarten

Für den Schulgarten werden im Gewächshaus Pflanzen und Freilandblumen vorgezogen, d.h. ausgesät und pikiert. Später werden dann die Pflanzen in den Garten gesetzt, es kommt zur Blüte und dann zur Ernte; auch bei den Blumen wird in den meisten Fällen der Samen für die nächste Aussaat "geerntet". Das zeigt den Schülern anschaulich die Natur im Wandel des Jahreskreises.

Vorzucht für den Schulgarten
Trockenblumen

Im Garten wird mit der Natur gearbeitet: Mischkulturen, Standortgerechtigkeit und größtmögliche Artenvielfalt statt Chemie; Mulchen, Gründüngung und Bodenlockerung statt Umgraben und Herbizide; Kompost statt Kunstdünger. Trockenmauer, Totholzhaufen, Fassadenbegrünung, Teich und Nisthilfen sorgen für eine Artenvielfalt auch bei den Tieren und bringt die natürlichen Feinde der Schadinsekten in den Garten. So erlernen die Schüler den ökologischen Gartenbau.

Eine besondere Überraschung für die Schüler sind die Kräuter im Kräutergarten: Da gibt es auf einmal Pflanzen, die wie Maggi riechen oder solche, die wie Kaugummi schmecken.

Erst recht sind sie überrascht, wenn sie erleben, dass man statt aus Teebeuteln aus frischen Pflanzen Tee aufbrühen kann, der auch noch vorzüglich schmeckt und gut tut. Solche Erlebnisse bringen den Schülern die Natur über Auge, Nase, Zunge und den Bauch nahe!

Schnittlauch

Zweige von Pflanzen und Sträuchern werden getrocknet. Dadurch erhalten wir Material für Trockensträuße und der aus den Fruchtständen herausrieselnde Samen kann für die neue Aussaat benutzt werden.




übergreifend

Die Arbeitsgemeinschaft Schulgärtnerei möchte in der Schule nicht isoliert wirken:

Die Zimmerpflanzen, die dort gezüchtet werden, werden allen Klassen zur Verfügung gestellt, so dass alle Klassen die Möglichkeit bekommen, sich ein "Grünes Klassenzimmer" einzurichten. Die Klassenzimmer werden dadurch wohnlicher, und auch diese Schüler lernen die Pflanzen zu pflegen. Haben die Klassen sich an die Blumenpflege in ihren Klassenräumen gewöhnt, werden ihnen weitere Blumen für die Flurfensterbänke vor ihren Klassenräumen angeboten. Das Ziel ist, alle Fensterbänke der Schule mit Topfblumen zu schmücken.. Natürlich gehört auch von Seiten der AG ein begleitender Dienst dazu: auf Wunsch Gießdienst in den Ferien, notwendige Umtopfarbeiten, Pflegeberatung .

Alle Klassen werden von der AG ermuntert z.B. innerhalb des Biologieunterrichtes oder des Wahlpflichtunterrichtes, einen beliebigen Teil des Schulgartens zu übernehmen. Hier können sie säen, das Wachsen beobachten, ernten und dabei die ökologische Gartenarbeit erlernen, Beratung und Hilfe durch die AG inbegriffen. In einem Holzschuppen im Schulgarten stehen den Schülern reichlich Gartenwerkzeug und auch Arbeitshandschuhe zur Verfügung.

Die Schule erhielt im Frühjahr 1992 auf ihren Wunsch hin vom Grünflächenamt 10 Obststräucher zur Bereicherung ihrer Obstwiese. Es konnten 10 Klassen durch die AG gewonnen werden, die Patenschaft über je einen der Obststräucher zu übernehmen. Jede dieser Klassen pflanzte unter Anleitung der AG seinen Strauch fachgerecht, versah ihn mit einer gemulchten Strauchscheibe und pflegt ihn. Weitere Klassen übernahmen inzwischen Patenschaften über einzelne Bäume auf dem Schulhof und versahen diese Baumscheiben mit Mulch.

Im Herbst 1992 konnte die AG mehrere hundert Blumenzwiebeln (Krokusse, Hyazinthen, Wildtulpen, usw. ) erwerben. Diese wurden den Klassen zur Verfügung gestellt, und die Klassen pflanzten sie um ihren Strauch, bzw. um ihren Baum. Darüber hinaus wurden weitere Blumenzwiebeln durch die AG auf dem Schulgelände gepflanzt, so dass im Frühjahr das ganze Schulgelände die Schüler mit ihrer Blütenpracht erfreut.

Eine Projektwoche im Mai 1995 mit dem Titel “Wir machen unsere Schule erlebenswerter“ arbeitete außer in den Bereichen “Räume für Ruhe und Kommunikation“, “Räume für Spiel und Bewegung“, “Räume für Kunst und Kreativität“, “Räume für Sensibilisierung der Sinne“ auch in dem Bereich “Räume für Naturerleben und Artenschutz“. Hier hatten sich Schülergruppen dafür entschieden, kleine Bereiche des versiegelten Schulhofs zu entsiegeln und dort Blumenbeete anzulegen, Nistkästen für das Schulgelände und den Verkauf herzustellen oder Informationstafeln für die Bäume auf dem Schulgelände anzufertigen und anzubringen. Eine Schülergruppe von Spätaussiedlern sorgte zudem dafür, dass diese Informationen an den Bäumen auch in Russisch angebracht wurden.