Taufstein St. Matthäus: Unterschied zwischen den Versionen

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Von der mittelalterlichen Kirche ist im Laufe der Jahrhunderte nur der Taufstein erhalten geblieben, der wohl aus der Zeit um 1250 stammt.
 
Von der mittelalterlichen Kirche ist im Laufe der Jahrhunderte nur der Taufstein erhalten geblieben, der wohl aus der Zeit um 1250 stammt.
  
Über Taufsteine im Vest und Kreis Recklinghausen wurde im Vestischen Kalender 1979 und 2009 berichtet. Daraus (teils wortwörtlich) die Wulfen betreffenden Passagen :
 
  
Taufsteine wurden im Mittelalter meist aus Gesteinsblöcken (Monolithen) von bis zu einem Kubikmeter herausgemeißelt. Grundmaterial ist hier der leicht zu bearbeitende Baumberger Sandstein. Die selben Handwerker, die die Bauplastiken der Kirchen fertigten, schufen die Taufsteine an dem Ort, wo sie noch heute stehen. Die Taufsteine von St. Agatha in Dorsten und St. Matthäus ähneln sich und sind deshalb vermutlich kurz hintereinander von der selben Bauhütte gearbeitet worden. Beide weisen plastisch herausgearbeitete Rankenmotive (Arabesken) auf, kombiniert mit Tierfrastzen und menschlichen Gesichtern. In Wulfen befindet sich zuoberst ein Blattfries in Kombination mit Löwenmasken, unten ein Weinrankenfries mit menschlichen Gesichtern. Bemerkenswert ist hierbei die Darstellung von Juden mit spitzer Kopfbedeckung. Das Detail gibt einen ein Datierungshinweis, da diese Bekleidung durch das Laterankonzil 1215 vorgeschrieben wurde.
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''Über Taufsteine im Vest und Kreis Recklinghausen wurde im Vestischen Kalender 1979 und 2009 berichtet. Daraus (teils wortwörtlich) die Wulfen betreffenden Passagen :
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Taufsteine wurden im Mittelalter meist aus Gesteinsblöcken (Monolithen) von bis zu einem Kubikmeter herausgemeißelt. Grundmaterial ist hier der leicht zu bearbeitende Baumberger Sandstein. Die selben Handwerker, die die Bauplastiken der Kirchen fertigten, schufen die Taufsteine an dem Ort, wo sie noch heute stehen. Die Taufsteine von St. Agatha in Dorsten und St. Matthäus ähneln sich und sind deshalb vermutlich kurz hintereinander von der selben Bauhütte gearbeitet worden. Beide weisen plastisch herausgearbeitete Rankenmotive (Arabesken) auf, kombiniert mit Tierfratzen und menschlichen Gesichtern. In Wulfen befindet sich zuoberst ein Blattfries in Kombination mit Löwenmasken, unten ein Weinrankenfries mit menschlichen Gesichtern. Bemerkenswert ist hierbei die Darstellung von Juden mit spitzer Kopfbedeckung. Das Detail gibt einen ein Datierungshinweis, da diese Bekleidung durch das Laterankonzil 1215 vorgeschrieben wurde.
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''Zitat aus "Christliche Kunst im Vest Recklinghausen" (S.13)'' : "Einen fortgeschrittenen, schon fast klassischen Typ vertreten die Taufen in Dorsten und Wulfen, beide sicherlich schon um 1200 entstanden und aus derselben Werkstatt hervorgegangen. Die Grundform ist die einer einfachen Trommel, in die zwei Bänder von reicher ornamentaler Arbeit eingelegt sind, unten und oben Profile. Diese Bänder bestehen aus Blattwerk und sich verschlingendem Gezweig, das von den Mäulern maskenartiger Löwenköpfe ausgeht. Auch menschliche Köpfe in der strengen Stilisierung dieser frühen Zeit sind eingefügt. Eine Ranke hat Weinlaub und Reben: ein Hinweis auf Christus nach dem Wort der Schrift: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben."
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Auffällig ist die Tiefe des Wasserbeckens. Vermutlich war es zur Zeit der Fertigstellung noch üblich, den Täufling ganz einzutauchen.  
 
Auffällig ist die Tiefe des Wasserbeckens. Vermutlich war es zur Zeit der Fertigstellung noch üblich, den Täufling ganz einzutauchen.  
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Abmessungen : Höhe 88 cm, Durchmesser 100 cm, zylinderförmige Gestalt
 
Abmessungen : Höhe 88 cm, Durchmesser 100 cm, zylinderförmige Gestalt
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==Literatur==
 
==Literatur==
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*Christliche Kunst im Vest Recklinghausen. 1962, S. 13
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*Peter Bals: Romanische Taufsteine im Vest Recklinghausen. In: Vestischer Kalender 1979, S.199-206
 
*Peter Bals: Romanische Taufsteine im Vest Recklinghausen. In: Vestischer Kalender 1979, S.199-206
  
 
*Arno Strassmann: Taufsteine im Vest und Kreis Recklinghausen. In: Vestischer Kalender 2009, S.30-36 [mit Foto des Wulfener Taufsteins]
 
*Arno Strassmann: Taufsteine im Vest und Kreis Recklinghausen. In: Vestischer Kalender 2009, S.30-36 [mit Foto des Wulfener Taufsteins]
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==Siehe auch==
 
==Siehe auch==
 
*'''[[St.-Matthäus-Kirche]]
 
*'''[[St.-Matthäus-Kirche]]
 
==Foto==
 
Aufnahme 1926. Abgedruckt in [[Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen 1929]], S.
 
 
[[Bild:St-Matthaeus-Kirche Taufstein.jpg]]
 

Version vom 22:02, 4. Mär 2018

Taufstein.jpg
Oberer Fries
Unterer Fries
Unterer Fries
Judenkopf
Aufnahme 1926

Von der mittelalterlichen Kirche ist im Laufe der Jahrhunderte nur der Taufstein erhalten geblieben, der wohl aus der Zeit um 1250 stammt.


Über Taufsteine im Vest und Kreis Recklinghausen wurde im Vestischen Kalender 1979 und 2009 berichtet. Daraus (teils wortwörtlich) die Wulfen betreffenden Passagen :

Taufsteine wurden im Mittelalter meist aus Gesteinsblöcken (Monolithen) von bis zu einem Kubikmeter herausgemeißelt. Grundmaterial ist hier der leicht zu bearbeitende Baumberger Sandstein. Die selben Handwerker, die die Bauplastiken der Kirchen fertigten, schufen die Taufsteine an dem Ort, wo sie noch heute stehen. Die Taufsteine von St. Agatha in Dorsten und St. Matthäus ähneln sich und sind deshalb vermutlich kurz hintereinander von der selben Bauhütte gearbeitet worden. Beide weisen plastisch herausgearbeitete Rankenmotive (Arabesken) auf, kombiniert mit Tierfratzen und menschlichen Gesichtern. In Wulfen befindet sich zuoberst ein Blattfries in Kombination mit Löwenmasken, unten ein Weinrankenfries mit menschlichen Gesichtern. Bemerkenswert ist hierbei die Darstellung von Juden mit spitzer Kopfbedeckung. Das Detail gibt einen ein Datierungshinweis, da diese Bekleidung durch das Laterankonzil 1215 vorgeschrieben wurde.


Zitat aus "Christliche Kunst im Vest Recklinghausen" (S.13) : "Einen fortgeschrittenen, schon fast klassischen Typ vertreten die Taufen in Dorsten und Wulfen, beide sicherlich schon um 1200 entstanden und aus derselben Werkstatt hervorgegangen. Die Grundform ist die einer einfachen Trommel, in die zwei Bänder von reicher ornamentaler Arbeit eingelegt sind, unten und oben Profile. Diese Bänder bestehen aus Blattwerk und sich verschlingendem Gezweig, das von den Mäulern maskenartiger Löwenköpfe ausgeht. Auch menschliche Köpfe in der strengen Stilisierung dieser frühen Zeit sind eingefügt. Eine Ranke hat Weinlaub und Reben: ein Hinweis auf Christus nach dem Wort der Schrift: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben."


Auffällig ist die Tiefe des Wasserbeckens. Vermutlich war es zur Zeit der Fertigstellung noch üblich, den Täufling ganz einzutauchen.


Abmessungen : Höhe 88 cm, Durchmesser 100 cm, zylinderförmige Gestalt


Literatur

  • Christliche Kunst im Vest Recklinghausen. 1962, S. 13
  • Peter Bals: Romanische Taufsteine im Vest Recklinghausen. In: Vestischer Kalender 1979, S.199-206
  • Arno Strassmann: Taufsteine im Vest und Kreis Recklinghausen. In: Vestischer Kalender 2009, S.30-36 [mit Foto des Wulfener Taufsteins]


Siehe auch