Heimatbund Herrlichkeit Lembeck
Der Heimatbund ist ein gemeinnütziger Verein und trägt dazu bei, die Heimat im Bereich der Herrlichkeit Lembeck und der Stadt Dorsten zu bewahren und möchte in den Menschen, die in dieser Region leben und sich ihr verbunden fühlen, das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit wecken und vertiefen. Seine Aufgabe sieht er insbesondere darin, Heimatpflege, Heimatkunde und Naturschutz, aber auch die Pflege alter Sitten und Bräuche, von Denkmälern sowie der plattdeutschen Sprache zu unterstützen.
Der Heimatbund -
- arbeitet mit den Heimatvereinen in Dorsten und der ehemaligen Herrlichkeit Lembeck und weiteren Vereinen zusammen, die sich ihm als Mitglieder anschließen: Verein für Orts- und Heimatkunde, Verkehrsverein Dorsten, Heimatverein Lembeck, Heimatverein Rhade, Heimatverein Deuten, Heimatverein Wulfen, Heimatverein Dorf-Hervest, Verein für Bergbau- Industrie- und Sozialgeschichte, Heimatverein Erle, Heimatverein Gahlen, Heimat- und Geschichtsverein Schermbeck. Ob der Ökumenische Geschichtsverein Holsterhausen noch existiert, kann nicht gesagt werden. Die Vorsitzenden der jeweiligen Vereine gehören zum erweiterten Vorstand des Heimatbundes und werden einmal im Jahr zu einer Sitzung eingeladen.
- organisiert einmal im Jahr eine Exkursion, zu der die Mitglieder der angegliederten Heimatvereine eingeladen werden.
- verfügt über ein renoviertes und neu eingerichtetes Archiv, das sich im Keller der Montessori-Schule in Wulfen befindet und regelmäßig einmal in der Woche für das Publikum geöffnet ist.
- gibt einmal im Jahr den Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck und der Stadt Dorsten in Print-Version heraus. Darüber hinaus sind alle Heimatkalender digital auf einer DVD gesammelt zur Verfügung.
Geschichte des Vereins
Am 7. Juli 2022 wird der Heimatbund sein 100-jähriges Bestehen begehen. Am Sonntag, dem 24. Juli 2022, um 11.00 Uhr, wird die offizielle Feierstunde in der Galerie des Schlosses Lembeck stattfinden. Graf Ferdinand von Merveldt übernimmt die Schirmherrschaft für diese Feier.
Wie viele andere 100 Jahre alte Vereine hat auch der Heimatbund eine wechselhafte Geschichte. Nachdem das Deutsche Kaiserreich untergegangen war, gelang die Heimatbewegung in der Weimarer Republik zur Blütezeit. Auch in der ehemaligen Herrlichkeit Lembeck (1467-1811) wurde der Heimatgedanke aufgenommen und weiter vorangebracht.
Der damalige Amtmann Kuckelmann lud aus den sieben Gemeinden für den 7.7.1922 Interessierte in die Gaststätte Erwig in Hervest auf der Halterner Straße 60 ein, um den Heimatbund zu gründen. Es waren 49 Personen anwesend, etwa ein Drittel der Gründungsmitglieder waren Frauen, Lehrerinnen aus der Herrlichkeit Lembeck. Der Archivar Dr. Heinrich Glasmaier hielt ein Referat über die Notwendigkeit und den Nutzen eines Vereins zur Erfassung der Geschichte der Herrlichkeit Lembeck. Dr. Glasmaier (1892-1945) arbeitete u. a. als Archivar in Münster bei der Familie der Grafen von Merveldt.
Am 17.7.1922 fand dann die erste Sitzung des Heimatbundes der Herrlichkeit Lembeck statt. Als Vorsitzender wurde Amtmann Christoph Kuckelmann (1863-1932) gewählt. In Lembeck und in Wulfen wurde jeweils eine Ortsgruppe des Heimatbundes gegründet. In Lembeck wurde Hauptlehrer Wiemeyer Vorsitzender und der Gemeindevorsteher Cosanne wurde sein Stellvertreter. Hauptlehrer Stork wurde Schriftführer und Rentmeister Dreymann wurde Kassierer.
Die Ortsgruppe Wulfen wählte dann Forstmeister Joly zum 1. Vorsitzenden. Lehrer Kellner wurde Stellvertreter, Lehrer Lippik Schriftführer und Amtsrentmeister Heinrich Schwingenheuer wurde Kassierer. Die Wulfenerin Bernardine Werwers gehörte als einzige Frau der fünfköpfigen Kommission des Heimatbundes an, die die Ortsgruppe Wulfen mit Leben füllen sollte. Sie war Mitbegründerin des Heimatvereins Wulfen und schrieb für den Heimatkalender viele Beiträge. Im gleichen Jahr entstand auch der Heimatverein Lembeck.
Im Jahre 1925 wurde der erste Heimatkalender, der damals „Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck“ hieß, in einer Auflage von 2 000 Exemplaren gedruckt. Amtmann Kuckelmann schrieb im Geleitwort: „Und nun gehe hinaus, Bote der Heimat. Du hast den Auftrag, in der heutigen materialistischen Zeit mit ihrer Überlebung der Geister und ihrer Abkehr von den christlichen Idealen des Lebens die Bevölkerung für die Heimat und das Vaterland zu begeistern. Eine erhabene Aufgabe, eine hehre Bestimmung, suche sie voll Vertrauen zu erfüllen. Begrüße zuerst die Bewohner der Herrlichkeit Lembeck.“ Der Heimatkalender wurde von 1925 - 1934 einmal im Jahr erstellt.
Nachdem sich Ende Januar 1933 die politischen Verhältnisse in Deutschland geändert hatten, musste sich auch die Heimatbewegung mit dem Überwachungs- und Nötigungsapparat der NSDAP auseinandersetzen. Die NSDAP nutzte den Westfalentag im Jahr 1933 dazu, den Westfälischen Heimatbund umzubenennen und ihn unter dem Beifall seines Vorsitzenden Karl Wagenfeld in den nationalsozialistischen „Reichsbund Volkstum und Heimat“ zu überführen. Im Nazi-Jargon „Gleichschaltung“ genannt. Einem Dokument vom 5. Juni 1934 ist zu entnehmen, dass der Heimatbund der Herrlichkeit diesen Weg gehorsam mitging. So erschien 1934 ein Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck. Ein Kalender, über den Hubert Rohlof fünfzig Jahre später schrieb, dass es besser gewesen wäre, wenn man diesen Kalender nie gedruckt hätte. In mehreren Aufsätzen begründete er seine Aussage. Damit endete die eigenständige Herausgabe des Heimatkalenders für längere Zeit. Ab 1935 sollten die Autorinnen und Autoren des Heimatkalenders ihre Beiträge in dem Vestischen Kalender veröffentlichen. 1943 wurde die Herausgabe auch dieses Kalenders vollständig eingestellt.
Nach dem Krieg lebte der Heimatbund der Herrlichkeit Lembeck wieder auf. Die erste Sitzung war am 28.1.1951, mit dem Ziel, dass der Heimatbund und die Heimatvereine wieder ihre Arbeit aufnehmen sollten. Außerdem stand zur Diskussion, dass der Heimatkalender wieder herausgegeben werden sollte. Die Versammelten wählten einen Ausschuss unter dem Vorsitz des Lembecker Landwirtes Bernhard Hüls. Der Geschäftsführer des Heimatbundes und des Heimatvereins Wulfen, Hermann-Josef Schwingenheuer, wurde gebeten, Beiträge für den Heimatkalender 1952 zu sammeln. Die Auflage lag bei 2030 Exemplaren und die Seitenzahl bei 94. Es war ein guter Start.
Befremdlich und verstörend ist, dass einige Vorstandsmitglieder sowie Autorinnen und Autoren des Heimatkalenders, die in ihrem Alltag und auch in ihren Texten die Nazi-Zeit verherrlicht und nach 1945 sogar Berufsverbot bekommen haben, durch einen Nachruf im Heimatkalender noch in den fünfziger und sechziger Jahren gewürdigt worden sind und ihre Mitgliedschaft in der NSDAP verschwiegen worden ist.
Da sich nach der kommunalen Neugliederung die Zuständigkeiten änderten und die Dörfer eingemeindet wurden, erweiterte der Heimatbund sein Aufgabenfeld und bezog die Stadt Dorsten mit ein, sodass die Bezeichnung nun „Heimatbund der Herrlichkeit Lembeck und Stadt Dorsten e. V.“ lautete. Dem Heimatbund gehörten dadurch auch der Verein für Orts- und Heimatkunde und der Verkehrsverein Dorsten an. Über dreißig Jahre lang leitete Hubert Rohlof die Redaktion des Heimatkalenders. In dieser Zeit setzte er sich in besonderer Weise für die Gestaltung des Heimatkalenders ein und brachte jedes Jahr seine philosophischen Leitgedanken im „Wort zum Jahreswechsel“ zum Ausdruck.
Der Heimatbund hat sich mittlerweile auch weiteren Vereinen geöffnet und 2003 den Verein für Bergbau- Industrie- und Sozialgeschichte und 2016 den Heimatverein Gahlen als Mitglieder aufgenommen.
Die Vorsitzenden des Heimatbundes im Laufe der 100 Jahre waren:
- Christoph Kuckelmann, Amtmann, von 1922 - 1931
- Dechant Vrey, von 1932- 1933
- Dr. Lürken, Bürgermeister, 1933 - 1934
- Bernhard Hüls, Landwirt, von 1951 - 1965
- Ernst Grüter, Bürgermeister, von 1965 – 1982
- Rolf Schmich, von 1982 – 1993
- Fritz Oetterer, von 1993 – 2001
- Dr. Edelgard Moers seit 2001 bis heute.
Der aktuelle geschäftsführende Vorstand des Heimatbundes besteht aus:
1.Vorsitzende Dr. Edelgard Moers, 2.Vorsitzender Prof. Dr. Werner Wenig, Geschäftsführer Christian Gruber und Kassierer Michael Langenhorst.
Als Beisitzer/in sind Regina Schwan, Hans-Jochen Schräjahr, Martin Hagemann und Helmut Richter im Einsatz und darüber hinaus zwei Kassenprüfer.
Dem erweiterten Vorstand gehören die Vorsitzenden oder Stellvertreter der zwölf angeschlossenen Heimat- und Geschichtsvereine bzw. der Verkehrsverein an.
In der Redaktion setzen sich für den Inhalt und Gestaltung des Heimatkalenders verantwortungsvoll ein:
Dr. Josef Ulfkotte, Dr. Edelgard Moers, Regina Schwan, Berthold Hanck und Hans-Jochen Schräjahr.
Als Webmaster pflegt Jürgen Moers die Homepage des Heimatbundes (www.heimatbund-herrlichkeit-lembeck-und-stadt-dorsten.de).
Ein Vergleich macht deutlich, wie sich der Heimatkalender verändert hat. Die Ausgabe Nr. 1 aus dem Jahr 1925 hatte 94 Seiten bei einer Auflage von über 2000 Exemplaren, der Heimatkalender Nr. 80 aus dem Jahr 2022 hat 270 Seiten, ist allerdings nur noch in einer Auflage von 1000 Exemplaren erschienen.
Das Erscheinungsbild des Heimatkalenders hat sich im Laufe der einhundert Jahre dem Zeitgeist angepasst. Das Titelbild ist moderner geworden, die Fotos sind farbig gedruckt und auch das Seitenlayout hat sich verändert.
Siehe auch
- Heimatverein Wulfen
Weblink
Der Heimatbund im Internet: https://www.heimatbund-herrlichkeit-lembeck-und-stadt-dorsten.de