Hotel Humbert: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Postkartehumbert.jpg|jpg|framed|um 1900]]
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==Informationen==
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Dülmener Straße 1 bzw. Burghof 2
 
Tel. 02369-4109 und -204110
 
26 Betten, 11 DZ, 4 EZ, D/WC/TV/Tel
 
EZ: ab 45 €, DZ ab 74 €
 
Garage, Garten, Kegelbahn
 
Restaurant: Mittwoch bis Freitag: 17:30 - 21:30 Uhr <br>
Samstag und Sonntag: 12:00 - 14:00 Uhr und 17:30 bis 21:30 Uhr
 
 


==Text von Peter Bertram==
==Text von Peter Bertram==
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Lass es dir richtig gut ergehn.  <br>
Lass es dir richtig gut ergehn.  <br>
Wir hoffen auf ein Wiedersehn.
Wir hoffen auf ein Wiedersehn.


==Siehe auch==
==Siehe auch==
'''[[Übernachten]]'''
'''[[Übernachten]]'''
==Weblink==
*http://www.hotel-humbert.de/
==Literatur==
*Wulfener Heimatleute im Spiegel der Zeit: Erinnerungen an Bernhard Humbert und Dr. Hannes Schürmann / Jürgen Kleimann. Heimatkalender 1993, S.76-78
*Aus der Zeit des Posthalters Humbert [1854-1863] / Hermann-Josef Schwingenheuer. Heimatkalender 1970, S.79-94

Aktuelle Version vom 7. April 2024, 20:45 Uhr

Bernd Humbert hinter der Theke 2010
Schätzken (19): Im Schankraum sind seit langer Zeit die Wappen der Gemeinden der Herrlichkeit Lembeck zu sehen.
2013
Wandzeichnung im Festsaal
Circa 1970
1964
1964
60er Jahre
um 1960 ??
1964?
um 1900

Informationen

Dülmener Straße 1 bzw. Burghof 2

Tel. 02369-4109 und -204110

26 Betten, 11 DZ, 4 EZ, D/WC/TV/Tel

EZ: ab 45 €, DZ ab 74 €

Garage, Garten, Kegelbahn

Restaurant: Mittwoch bis Freitag: 17:30 - 21:30 Uhr
Samstag und Sonntag: 12:00 - 14:00 Uhr und 17:30 bis 21:30 Uhr


Text von Peter Bertram

Das Hotel Humbert in Dorsten-Wulfen

Wer von Deuten auf der B 58 nach Wulfen kommt, sieht es gleich nach dem Bahnübergang als erstes Haus auf der linken Seite, das Hotel Humbert. Ein zwar sehr holpriger, aber großer freier Platz auf der rechten Seite lädt zum Bleiben (Der eigentliche Hotelparkplatz liegt auch auf der linken Seite). Wir gehen über die Bundesstraße in das Hotel, wo wir direkt zum Schankraum gelangen. Die Nordfenster geben dem Raum Licht und ein Flair, das Gemütlichkeit ausstrahlt. Gegenüber der Theke ist die Wand bis auf halbe Höhe mit Holz vertäfelt, wobei auf sieben Tafeln die Wappen der Ortschaften der Herrlichkeit Lembeck eingraviert sind. Wir wollen etwas essen und werden von der Bedienung in einen kleinen Saal mit einem großen Kamin geführt. An den Wänden hängen Urkunden aus dem vorvorigen Jahrhundert. In der Speisekarte finden wir eine kleine Chronik des Hauses in Versform. In ihr können wir u.a. lesen:

... denn vor fast 180 Jahren
in diesem Haus schon Gäste waren. ...

Etwas weiter unten steht dann:

... So steht dies Haus mit Tradition schon in der 5. Gen’ration. ...

Seit über 175 Jahren besteht also diese Gastwirtschaft, die nun schon in der 5. Generation betrieben wird? Allerdings erfahren wir, dass das Hotel mit einer Kegelbahn und einem Saal für 250 Personen erst in den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts an die Gaststätte angebaut wurde. Trotzdem scheint es sich zu lohnen, diese Chronik einmal etwas genauer anzusehen.

Schon beim Bau des Gebäudes stößt man auf ein Kuriosum: Dieses Haus könnte genauso gut in Venedig stehen; denn es wurde mit Baumstämmen als Fundament über dem Dorfbach gebaut, der damals in den Wienbach mündete. 1823 gründete Gustav Humbert in einem Raum des Hauses, der ungefähr im Bereich der heutigen Theke gelegen haben dürfte, eine Schankstube, in der es am Anfang nur Flaschen-bier gab.

1852 kam eine Post- und Zollstation hinzu, zu der man nicht nur seine Briefsachen bringen konnte. Man hatte die Möglichkeit, von hieraus auch selbst nach Wesel oder in Richtung Münster zu fahren; denn die Postkutschenlinie zwischen diesen beiden Städten richtete hier eine Haltestelle ein. Schon von weitem hörte man damals in Wulfen das Posthorn erschallen, wenn sich die Kutsche der Gaststätte näherte. Mittlerweile gab es bei Humbert auch Speis und Trank und für die Nacht standen auch Schlafstellen zur Verfügung. Mit dem Einrichten der Poststation hatte Gustav (2) von seinem Vater auch die Gaststätte übernommen. Er nahm sein Amt als „Postler“ sehr ernst und durfte in seiner kleinen Poststube, die im heutigen Eingangsbereich lag, nicht gestört werden. In seiner „Dienstzeit“ kümmerte sich seine Frau Anna um die Gäste.

Die Jahre vergingen, Gustav (3), dessen „Markenzeichen“ eine blaue Schürze war, die er immer trug, übernahm von seinem Vater Station und das Gasthaus. Die Post musste in den Anfängen des letzten Jahrhunderts der Bahn weichen, die Gastwirtschaft blieb. Aus dem Postbetrieb im Eingangsbereich wurde ein Lebensmittelgeschäft. Auch dem Automobil wurde Tribut gezollt: Eine kleine Tankstelle stand vor der Gaststätte; Anfang der Dreißiger Jahre wurde sie wieder aufgegeben.

Mit dem dritten Gustav drohte allerdings die Familientradition zu Ende zu gehen; denn der neue Gastwirt war ein ehrenwerter und frommer Mann, wobei ihm in letzter Hinsicht durch die räumliche Nachbarschaft des Pastors nicht viel anderes übrig blieb, schien aber mit seinem Junggesellendasein vollauf zufrieden zu sein. Doch kurz vor seinem 50. Geburtstag war „die Festung dann doch sturmreif geschossen“. Elisabeth Stollbrink war die Glückliche, die ihn in den Hafen der Ehe hineinziehen konnte und ihm dann auch vier Kinder gebar.

In diesen Jahren vermerkt die Chronik eine kleine Tradition: Hinter der Gastwirtschaft war noch eine Scheune, in der die Bauern sonntags vor dem Gottesdienst ihre Gespanne ließen. Bevor sie aber in die Kirche gingen, kamen sie noch zum Gustav, um sich ein Pinneken Korn zu holen. Da sie aber alle vor dem Pastor „Manschetten hatten“, tranken sie den Korn nur an, um ihn dann nach der Messe, wenn die Frauen Lebensmittel einkauften, in Ruhe zu Ende zu trinken. Dafür zahlten sie dann ihren Groschen, der allerdings noch eine Zigarre beinhaltete. So zogen sie dann, gemütlich rauchend, mit ihren Gespannen wieder heimwärts. Montags war bei Humbert traditioneller „Wiegetag“; denn dann wurde mit einer eigens dafür aufgerichteten Waage das Vieh gewogen, das in der jeweiligen Woche verkauft werden sollte. Diese Viehwaage hat zwei Kriege überstanden und stellte ihren Betrieb erst in den Sechziger Jahren ein.

Ja, das alte Deutschland, die „gute alte Zeit“, wurde durch den zweiten Weltkrieg hinweggefegt. Das Dörfchen Wulfen erwischte es noch kurz vor Kriegsende, ein Bombenangriff zerstörte es fast restlos. Indirekt war dadurch auch die Gaststätte Humbert betroffen. Was nicht zerstört war, wurde geplündert, bzw. von der englischen Besatzungsmacht eingezogen. Der mittlerweile 81-jährige Gustav hatte zwar schon 1940 die Gastwirtschaft übergeben, aber Sohn Bernhard war zuerst im Krieg und dann in Gefangenschaft, so dass er erst 1948 die kümmerlichen Reste übernehmen konnte.

Der Bernd heiratete seine Hedwig und ging dann zügig ans Werk, das er nach dem Wiederaufbau, wie oben schon vermerkt, zum Hotel erweiterte. Durch den großen Saal, der auch in gemütliche kleine Säle für Familienfeiern aufgeteilt werden kann, kamen auch größere Gesellschaften, Hochzeiten und Beerdigungen, die viel Arbeit, aber auch Wohlergehen mit sich brachten. Da der neu erstandene Bau nur 5 Minuten vom Bahnhof Wulfen entfernt war, hieß er zuerst: Bahnhofshotel Humbert. Nachdem das Bahnhofsgebäude nicht mehr verwendet wurde und nur noch die Haltestelle blieb, bekam das Hotel seinen heutigen Namen. Ein klein wenig wurde auch dem Zeitgeist gefrönt: Eine Minigolfanlage entstand hinter dem Haus und ist heute schon wieder Vergangenheit.

Nicht nur wegen des großen Saals konzentrierte sich das örtliche Vereinsleben auf das Lokal. Nach dem Krieg gab es keinen größeren Verein, der nicht sein Stammquartier bei Humbert besaß. Obwohl sich so der Aktionskreis wesentlich erweitert hatte, vergaß man seine alte Stammkundschaft nicht, für die noch heute im Schankraum ein großer runder Tisch immer bereit steht.

Raufereien und sonstige Streitigkeiten gibt es bei Humbert nicht. Daran ist weniger die nach wie vor bestehende Nachbarschaft des Pfarrhauses schuld, als das rigorose Durchgreifen von „Mutter Hedwig“. Streitereien duldete sie nicht und dem, der sein Quantum getrunken hatte, redete sie ins Gewissen, schenkte nichts mehr nach und schickte ihn nach Hause. Selten muckte dagegen jemand auf. Das Schlimmste, was sie sich einmal anhören musste, war die Frage: „Biste nun Wirtin oder eine Erzieherin?“

Die Zahl der Hotelgäste ist in den unzählbaren Bereich gestiegen. Teilweise berühmte und weniger berühmte Gäste haben sich in das Gästebuch eingetragen, wie z.B. der damalige Außenminister H.D.Genscher, Carmen Thomas vom Ü-Wagen, Schauspieler, Showmaster und Sänger wie Hans Peter Korf, Lou van Burgh, Tony Marshal und Hans Wade. Auch Bischof Lettmann hat hier öfters seine Herberge gefunden. Als Beispiel für besondere Treue sei hier noch ein Gast aus Willing erwähnt, der seit über sechzig Jahren bei Humbert in Wulfen übernachtet (Schlafstellen gab es ja schon vor dem Hotelbau).

In den Achtziger Jahren hat Bernhard Humbert Lokal und Hotel seinem Sohn Bernhard und seiner Schwiegertochter Renate übergeben. Bernhard (2) fügte das Kaminzimmer dem Anwesen hinzu und renovierte in den Neunziger Jahren das Hotel von Grund auf, um es den heute üblichen Maßstäben anzupassen.

Durch die Umsicht und den Fleiß der Familie Humbert wurden Hotel und Lokal nicht nur für die Wulfener ein Zentrum der Gastronomie und Behaglichkeit. Da die jetzigen Wirtsleute schon Nachwuchs haben, ist für die Zukunft eine mögliche 6. Generation gesichert.

In der kleinen Chronik in der Speisekarte heißt es zum Schluss:

... Nun blättre weiter, lieber Gast!
Genieß, was du bestellt dir hast!
Lass es dir richtig gut ergehn.
Wir hoffen auf ein Wiedersehn.

Uns ist es hier wohl ergangen, wir werden uns sicher wiedersehen.

Zuerst veröffentlicht in : "Neue Dorstener Geschichten" / hrsg. von Edelgard Moers. Dorsten HW-Verlag Heike Wenig, 2002. S.168-172


Kleine Chronik in der Speisekarte

von Peter Bertram

Sei uns willkommen, lieber Gast!
Bevor du dich entschieden hast
für eine Speis’, die wir empfehlen,
lass dir die Hauschronik erzählen;
denn schon seit 180 Jahren
in diesem Hause Gäste waren.
Man heut in den Annalen findet,
dass Gustav Humbert es gegründet
und, was heut nur noch mancher kennt:
aus Baumstämmen das Fundament;
denn glaub uns, das ist keine Mär:
Der Dorfbach floss darunter her.

Zwar kriegte man nur Flaschenbier
in einer kleinen Stuben hier,
doch 1850 schon
gab es hier eine Poststation.
Der Sohn, der zweite Gustav kam,
vom Vater alles übernahm.
War er als Postler engagiert,
Frau Anne dann die Wirtschaft führt.
Die Jahr’ vergingen; Gustav (2),
er übergab an Gustav (3):
Die blaue Schürz’ war dessen Zeichen,
so konnte man ihn stets erreichen.
Lang ist er Junggesell’ geblieben;
er schien die Gastwirtschaft zu lieben.
Er war fast 50 Jahre schon.
Beendet er die Tradition?
Nein; denn Elisabeth er kürte
und sie dann in sein „Reich“ heim führte.
Die Zeit der Postkutsch’ war zu Ende;
die Bahn kam zur Jahrhundertwende.
Doch das tat beiden nicht sehr schaden:
Die Post wurde zum Feinkostladen.

Als alles nach dem Krieg zerstört,
da hat der Gustav aufgehört.
Den Rest Sohn Bernhard übernahm,
als er vom Krieg nach Hause kam.
Er nahm sich seine Hedwig dann
und fing vom Grund aus wieder an.
Aus einer kleinen Gastwirtschaft
hab’n sie allein aus eigner Kraft
noch ein Hotel dazu gebaut,
das heute stolz auf Wulfen schaut.

Der Bernhard (2) ist dann gekommen,
hat in den Achtz’gern übernommen.
Der hat Renate sich kreiert
und das Hotel ganz renoviert
So steht dies Haus mit Tradition
schon in der 5. Gen’ration.
Als Mittelpunkt der Gastlichkeit
ist es bekannt hier weit und breit.

Nun blättre weiter, lieber Gast!
Genieß, was du bestellt dir hast!
Lass es dir richtig gut ergehn.
Wir hoffen auf ein Wiedersehn.


Siehe auch

Übernachten

Weblink

Literatur

  • Wulfener Heimatleute im Spiegel der Zeit: Erinnerungen an Bernhard Humbert und Dr. Hannes Schürmann / Jürgen Kleimann. Heimatkalender 1993, S.76-78
  • Aus der Zeit des Posthalters Humbert [1854-1863] / Hermann-Josef Schwingenheuer. Heimatkalender 1970, S.79-94