22. März 1945: Unterschied zwischen den Versionen
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− | [[Datei:BombardierungGedenktag71MalDoWulfen22 03 16 A.jpg|framed|'''Am [[22. März 1945]] wurden Wulfen (und Dorsten) durch Luftangriffe kurz vor Kriegsende zerstört. An die Toten erinnerte die Geschichtsgruppe des Heimatvereins mit Reinhold Grewer und Pfarrerin Leuning. Die Glocken von St.Matthäus und von der Gnadenkirche läuteten minutenlang ab der damaligen Uhrzeit 10.10 Uhr''', Foto: Guido Bludau]] | + | [[Datei:Gedenken 2023 Richter Wolf.jpg|framed|'''Die Geschichtsgruppe des Heimatvereins erinnerte am Jahrestag der Bombardierung Wulfens an die Zerstörung der Dorfmitte und der Kirche in den letzten Kriegstagen. Helmut Richter trug den 35 Teilnehmern einen Zeitzeugenbericht vor, Ursel Wolf verlas die Namen und das oft junge Alter der 23 Todesopfer.''' (2023)]] |
− | [[Datei:Gedenken an den 22. März 45.jpg|framed|'''Die Geschichtsgruppe des Heimatvereins erinnert jährlich an die Bombardierung Wulfens kurz vor Kriegsende. Das Sammelgrab der 23 Toten wurde vor kurzem renoviert und war Ort der beim diesjährigen 70. Jahrestag größeren Veranstaltung. Die Ansprache unter dem Thema "Erinnern für die Zukunft" hielt Pfarrerin Anke Leuning, nusikalisch umrahmt von einer Bläsergruppe der Gesamtschule und dem MGV Liederkranz. | + | [[Datei:Sankt Matthäus 1950.jpg|framed|'''Stein an der Westseite mit dem Zerstörungsdatum]] |
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+ | [[Datei:Gedenken 2022.jpg|framed|'''Alljährlich wird am 22.3. der Bombardierung Wulfens kurz vor Kriegsende 1945 gedacht. Die Geschichtsgruppe des Heimatvereins las die Namen der 23 getöteten Menschen vor. Pfarrer Peters nahm auch Bezug auf den aktuellen Krieg gegen die Ukraine. Abschließend gab es ein stilles Gedenken, gefolgt vom Glockenläuten um 10.10 Uhr, der damaligen Angriffszeit'''. (2022)"]] | ||
+ | [[Datei:Gedenken 2022 Namenstafel.jpg|framed|(2022) ]] | ||
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+ | [[Datei:Gedenken Bombenopfer 21.jpg|thumb|750px|'''Coronabedingt gab 2021 keine größere Veranstaltung. Heimatverein, Kirchengemeinde und Stadt gedachten ganz schlicht am Kirchturm der 23 Toten. Dazu läuteten die Glocken um 10.10 Uhr, dem Zeitpunkt des Luftangriffes. <br> | ||
+ | Linktipp: Zeitzeugen erinnern sich an die Zerstörung Wulfens und Dorsten heute vor 76 Jahren: . Aus Wulfen: Henriette Schwark und Hermann Grewer. Ein Film von Sabine Bornemann. https://www.youtube.com/watch?v=n8YlE-hJjig]] | ||
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+ | [[Datei:Gedenkstätte Bombenopfer 21.jpg|thumb|750px|'''"Erinnern für die Zukunft" stand auf dem Kranz, den die Stadt am Massengrab auf dem Matthäus-Friedhof niederlegte.''' (22.3.21) <br> Videoansprache: Bürgermeister Tobias Stockhoff zum 76. Jahrestag der Bombardierung Wulfens & Dorstens am 22.3.1945: https://www.youtube.com/watch?v=4GpuysHnNlI ]] | ||
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+ | [[Datei:Wulfen Flagge mit Trauerflor.jpg|thumb|750px|'''Flagge mit Trauerflor am Ehrenmal : der Schützenverein gedachte damit der Bombardierung 1945. ''' (2021) ]] | ||
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+ | [[Datei:Gedenken an 1945.jpg|framed|'''Corona-bedingt gab es nur ein kleines Gedenken am 75. Jahrestag der Zerstörung des Dorfkernes am Ende des 2. Weltkrieges. Pfarrer Martin Peters und Bürgermeister Tobias Stockhhoff betetenden stellvertretend für alle in der Kirche, die Glocken läuteten um 10.10 Uhr und draußen standen 23 Kerzen für die Toten dieses Tages''', 22.3.20]] | ||
+ | [[Datei:Kranz Bombardierung 75 Jahrestag.jpg|framed|'''Kranz der Stadt Dorsten am Massengrab auf dem Matthäusfriedhof''', 23.3.20]] | ||
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+ | [[Datei:BombardierungGedenktag71MalDoWulfen22 03 16 A.jpg|framed|'''Am [[22. März 1945]] wurden Wulfen (und Dorsten) durch Luftangriffe kurz vor Kriegsende zerstört. An die Toten erinnerte die Geschichtsgruppe des Heimatvereins mit Reinhold Grewer und Pfarrerin Leuning. Die Glocken von St.Matthäus und von der Gnadenkirche läuteten minutenlang ab der damaligen Uhrzeit 10.10 Uhr''', Foto: Guido Bludau 2016]] | ||
+ | [[Datei:Gedenken an den 22. März 45.jpg|framed|'''Die Geschichtsgruppe des Heimatvereins erinnert jährlich an die Bombardierung Wulfens kurz vor Kriegsende. Das Sammelgrab der 23 Toten wurde vor kurzem renoviert und war Ort der beim diesjährigen 70. Jahrestag größeren Veranstaltung. Die Ansprache unter dem Thema "Erinnern für die Zukunft" hielt Pfarrerin Anke Leuning, nusikalisch umrahmt von einer Bläsergruppe der Gesamtschule und dem MGV Liederkranz. ''' (2015)]] | ||
[[Datei:Halbmast Beflaggung am Ehrenmal.jpg|framed|'''Am Gedenktag wurde am Ehrenmal die Bundes- und die Wulfener Flagge auf halbmast gesetzt''', 22.3.]] | [[Datei:Halbmast Beflaggung am Ehrenmal.jpg|framed|'''Am Gedenktag wurde am Ehrenmal die Bundes- und die Wulfener Flagge auf halbmast gesetzt''', 22.3.]] | ||
[[Bild:Gedenken 22 März 1945.jpg|framed|'''Unter zahlreicher Anteilnahme vieler Wulfener gedachte die Geschichtsgruppe des Heimatvereins in der St. Matthäus-Kirche des 69. Jahrestags der Bombardierung beim Kriegsende. Reinhold Grewer zeigte Bilder der 23 Toten, erinnerte auch an die ermordeten Wulfener Juden und an die Opfer aller Kriege.]] | [[Bild:Gedenken 22 März 1945.jpg|framed|'''Unter zahlreicher Anteilnahme vieler Wulfener gedachte die Geschichtsgruppe des Heimatvereins in der St. Matthäus-Kirche des 69. Jahrestags der Bombardierung beim Kriegsende. Reinhold Grewer zeigte Bilder der 23 Toten, erinnerte auch an die ermordeten Wulfener Juden und an die Opfer aller Kriege.]] | ||
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+ | ==Warum Wulfen bombardiert wurde== | ||
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+ | 1939 begann NS-Deutschland einen verbrecherischen Angriffs- und Vernichtungskrieg (zu dem in Wulfen u.a. die "Muna" als Waffenfabrik beitrug). Dabei setzte die Wehrmacht von Anfang an (Wielun, Warschau, Rotterdam) auch auf Luftangriffe auf Städte, also Zivilisten. 1940 gab es Großangriffe auf militärische Ziele und Städte in Großbritannien, vor allem London. Besonders bekannt ist der Angriff auf Coventry. Die Luftschlacht um England mit Höhepunkt im September 1940 sollte eine deutsche Invasion vorbereiten. Da im Gegenzug militärische Aktionen auf dem europäischen Festland für die Briten bis zur Landung in der Normandie im Juni 1944 nicht möglich waren, waren Luftangriffe die einzige Möglichkeit, das Deutsche Reich zu treffen. Die Trefferquote bei taktischen Zielen wie Militär- und Industrieanlagen war nicht groß, deshalb wurden ab 1942 Flächenbombardements auch auf ganze Städte geflogen. Die nach dem Kriegsvölkerrecht zu schonende Zivilbevölkerung sollte mit getroffen werden, um deren Moral zu brechen („morale bombing“) und so den Widerstand gegen das NS-Regime zu stärken. | ||
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+ | Nach der Landung in der Normandie kämpften sich die Allierten reltiv schnell bis zur niederländischen Grenze vor. Ein Überraschungsangriff mit der bis dahin größten Luftlandeoperation sollte im September 1944 die intakten Brücken bei Nimwegen und Arnheim erobern, war aber nicht erfolgreich und führte zu hohen Verlusten. In der Folgezeit konnten die Allierten nur langsam überall an den Rhein vorrücken, dessen Brücken alle (bis auf Remagen) von der Wehrmacht beim Rückzug gesprengt wurden. | ||
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+ | Für die Rheinüberquerung am 24.3.45 bei Wesel zogen die Allierten sehr starke Kräfte zusammen und bombardierten in den Tagen davor ALLE Orte ringsum, so auch Dinslaken, Gladbeck, Dorsten, Schermbeck und Wulfen. 97% des Stadtgebietes von Wesel waren zerstört. Danach begann die größte Luftlandeoperation der Weltgeschichte. | ||
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+ | '''Zitate | ||
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+ | To Eisenhower's surprise, the crossing of the Rhine River north of the Ruhr was not met with fierce resistance, and he attributed it to the beginning of the destruction of German morale. "My dear General", Winston Churchill said to the American general as they met the next morning, "the German is whipped. We've got him. He is all through." ''Quelle: https://ww2db.com/battle_spec.php?battle_id=134 | ||
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+ | "Im Laufe des Monats März 1945 ließ das Bomber Command mehr als 67.000 Tonnen Bomben über Deutschland abladen. Das war nicht nur die größte Tonnenzahl, die zwischen 1939 und 1945 jemals in einem einzigen Monat abgeworfen wurde, sondern sie lag zugleich nur geringfügig unter der Gesamtmenge der in den ersten drei Jahren [insgesamt!] abgeworfenen Bomben." ''Quelle: Taylor, Frederick: Dresden 13. Februar 1945. 2004, S.409'' | ||
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==Chronik des Kriegsendes== | ==Chronik des Kriegsendes== | ||
Nach: "Krieg vor der eigenen Haustür", Wesel 2004. | Nach: "Krieg vor der eigenen Haustür", Wesel 2004. | ||
− | *März 1945 : Briten, Amerikaner und Kanadier erobern den linksseitigen Niederrhein | + | *Anfang März 1945 : Briten, Amerikaner und Kanadier erobern den linksseitigen Niederrhein |
*10. März: die Wehrmacht sprengt die Weseler Rheinbrücke und zieht sich ganz auf das Ostufer zurück | *10. März: die Wehrmacht sprengt die Weseler Rheinbrücke und zieht sich ganz auf das Ostufer zurück | ||
*Ab dem 15. März wurde das Rheinufer künstlich eingenebelt um die Angriffvorbereitungen der Allierten zu verbergen. Allierte Jagdbomber im Tiefflug schießen auf alles was sich bewegt | *Ab dem 15. März wurde das Rheinufer künstlich eingenebelt um die Angriffvorbereitungen der Allierten zu verbergen. Allierte Jagdbomber im Tiefflug schießen auf alles was sich bewegt | ||
− | *Zitat: "Das der Angriff kurz bevorstand, zeichnete sich deutlich ab. Am 22. März wurden zahlreiche Städte im weiten Umkreis des Angriffraums in Tageangriffen bombardiert, um das Gefechtsfeld 'abzuschnüren': Verkehrszentren sollten zerstört werden, um deutsche Nachschubwege zu unterbrechen. Und so traf es an diesem Tag Dorsten und Bocholt [und Wulfen] ... Am 23. März fielen Bomben auf Schermbeck, doch vor allem für Dinslaken wurde dieser Tag zum 'schwarzen Freitag' [749 Tote]." ''Quelle: Krieg vor der eigenen Haustür, Wesel 2004, S.65f | + | *Zitat: "Das der Angriff kurz bevorstand, zeichnete sich deutlich ab. '''Am 22. März wurden zahlreiche Städte im weiten Umkreis des Angriffraums in Tageangriffen bombardiert, um das Gefechtsfeld 'abzuschnüren': Verkehrszentren sollten zerstört werden, um deutsche Nachschubwege zu unterbrechen. Und so traf es an diesem Tag Dorsten [319 Tote]''' und Bocholt [341 Tote] [und '''Wulfen''' und Gladbeck und Mülheim und Dülmen] ... Am 23. März fielen Bomben auf Schermbeck [und Recklinghausen], doch vor allem für Dinslaken wurde dieser Tag zum 'schwarzen Freitag' [749 Tote]." ''Quelle: Krieg vor der eigenen Haustür, Wesel 2004, S.65f |
− | *23. März: Beginn der Offensive | + | *23. März: Beginn der Offensive Operation "Plunder". Die Artillerie beschießt stundenlang aus 1300 Geschützen Ziele auf der anderen Seite. Bombenangriff auf Wesel, das bereits durch Luftangriffe im Februar völlig zerstört war. In der Nacht überqueren bei Rees, Xanten, Wesel und Dinslaken allierte Soldaten in Sturmbooten und Schwimmpanzern den Rhein. |
− | *24. März: Operation "Varsity", die größte Luftlandung der Weltkriegsgeschichte: von 19 Flugplätzen in Südengland und um Paris starten bei Sonnenaufgang 890 Schleppflugzeuge mit 1350 Lastenseglern und 650 Transportflugzeugen mit 9600 Fallschirmjägern. Um 10 Uhr landen sie zwischen Wesel und Hamminkeln. Bau erster Pontonbrücken. | + | *24. März: Operation "Varsity", die größte Luftlandung der Weltkriegsgeschichte: von 19 Flugplätzen in Südengland und um Paris starten bei Sonnenaufgang 890 Schleppflugzeuge mit 1350 Lastenseglern und 650 Transportflugzeugen mit 9600 Fallschirmjägern. Um 10 Uhr landen sie zwischen Wesel und Hamminkeln. Bau erster Pontonbrücken. 21.000 Allierte Soldaten sind am Abend auf der rechten Rheinseite. |
− | *25. März: Churchill, Eisenhower und | + | *25. März: Der britische Premier Churchill, der amerikanische Oberbefehlshaber Eisenhower und Feldmarschall Montgomery kommen bei Wesel an die Front und setzen auch kurz über den Fluss |
*26. März: Die Brückenköpfe Rees, Bislich, Wesel und Dinslaken sind nach zweitägigen Kämpfen zu einem großen Brückenkopf vereinigt. | *26. März: Die Brückenköpfe Rees, Bislich, Wesel und Dinslaken sind nach zweitägigen Kämpfen zu einem großen Brückenkopf vereinigt. | ||
*27. März: Vorstoß bis auf die Höhe von Erle und Schermbeck | *27. März: Vorstoß bis auf die Höhe von Erle und Schermbeck | ||
− | *28. März: Ein britisches Panzerbataillon mit aufgesessenen Fallschirmjägern des amerikanischen 513.Fallschirmjäger-Regiments stürmt auf der heutigen B 58 ohne größere Probleme über Wulfen nach Osten, bis kurz vor Haltern. | + | *28. März: Ein britisches Panzerbataillon mit aufgesessenen Fallschirmjägern des amerikanischen 513.Fallschirmjäger-Regiments stürmt auf der heutigen B 58 ohne größere Probleme über '''Wulfen''' nach Osten, bis kurz vor Haltern. |
*29. März: Die 8.US-Panzerdivision erobert Dorsten | *29. März: Die 8.US-Panzerdivision erobert Dorsten | ||
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8. Mai 1945: Kapitulation der Wehrmacht, Kriegsende in Europa | 8. Mai 1945: Kapitulation der Wehrmacht, Kriegsende in Europa | ||
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+ | Zeitgleich mit den Luftangriffen auf Wulfen und Dorsten gab es am 22. und 23. März die größte und weiträumigste anglo-amerikanische Luftangriffskampagne im Zweiten Weltkrieg, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Clarion | ||
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==Siehe auch== | ==Siehe auch== | ||
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*[http://www.zeit.de/2005/14/A-Ruhrkessel/komplettansicht Generalfeldmarschall Models letztes Gefecht / Manfred Messerschmidt. In: DIE ZEIT 31.03.2005] | *[http://www.zeit.de/2005/14/A-Ruhrkessel/komplettansicht Generalfeldmarschall Models letztes Gefecht / Manfred Messerschmidt. In: DIE ZEIT 31.03.2005] | ||
+ | |||
+ | *[https://www.youtube.com/watch?v=E2UgSQ6u1oU Britische Wochenschau: "We cross the rhine" | ||
*[https://www.youtube.com/watch?v=exKFjpBuWio Kurzfilm: Schermbeck, März 1945 (Bomben und der Einmarsch der Alliierten)] | *[https://www.youtube.com/watch?v=exKFjpBuWio Kurzfilm: Schermbeck, März 1945 (Bomben und der Einmarsch der Alliierten)] | ||
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[[Datei:WIKIMEDIA Encirclement of the Ruhr.jpg|thumb|600px|Vergrößerbare Karte aus der Wikipedia mit den Frontverläufen Ende März 1945]] | [[Datei:WIKIMEDIA Encirclement of the Ruhr.jpg|thumb|600px|Vergrößerbare Karte aus der Wikipedia mit den Frontverläufen Ende März 1945]] | ||
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+ | [[Datei:Karte Militär 28 März 1945.jpg|thumb|600px|'''Frontverlauf um Mitternacht am 28. März 1945, nach dem schnellen Vorstoß entlang der B58 nach Haltern (Kartenausschnitt, vergrößerbar))]] | ||
+ | |||
+ | [[Datei:Karte Front 28märz1945.jpg|thumb|600px|'''Frontverläufe Ende März 1945''', stark vergrößerbar]] |
Aktuelle Version vom 4. Januar 2024, 14:15 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Warum Wulfen bombardiert wurde
1939 begann NS-Deutschland einen verbrecherischen Angriffs- und Vernichtungskrieg (zu dem in Wulfen u.a. die "Muna" als Waffenfabrik beitrug). Dabei setzte die Wehrmacht von Anfang an (Wielun, Warschau, Rotterdam) auch auf Luftangriffe auf Städte, also Zivilisten. 1940 gab es Großangriffe auf militärische Ziele und Städte in Großbritannien, vor allem London. Besonders bekannt ist der Angriff auf Coventry. Die Luftschlacht um England mit Höhepunkt im September 1940 sollte eine deutsche Invasion vorbereiten. Da im Gegenzug militärische Aktionen auf dem europäischen Festland für die Briten bis zur Landung in der Normandie im Juni 1944 nicht möglich waren, waren Luftangriffe die einzige Möglichkeit, das Deutsche Reich zu treffen. Die Trefferquote bei taktischen Zielen wie Militär- und Industrieanlagen war nicht groß, deshalb wurden ab 1942 Flächenbombardements auch auf ganze Städte geflogen. Die nach dem Kriegsvölkerrecht zu schonende Zivilbevölkerung sollte mit getroffen werden, um deren Moral zu brechen („morale bombing“) und so den Widerstand gegen das NS-Regime zu stärken.
Nach der Landung in der Normandie kämpften sich die Allierten reltiv schnell bis zur niederländischen Grenze vor. Ein Überraschungsangriff mit der bis dahin größten Luftlandeoperation sollte im September 1944 die intakten Brücken bei Nimwegen und Arnheim erobern, war aber nicht erfolgreich und führte zu hohen Verlusten. In der Folgezeit konnten die Allierten nur langsam überall an den Rhein vorrücken, dessen Brücken alle (bis auf Remagen) von der Wehrmacht beim Rückzug gesprengt wurden.
Für die Rheinüberquerung am 24.3.45 bei Wesel zogen die Allierten sehr starke Kräfte zusammen und bombardierten in den Tagen davor ALLE Orte ringsum, so auch Dinslaken, Gladbeck, Dorsten, Schermbeck und Wulfen. 97% des Stadtgebietes von Wesel waren zerstört. Danach begann die größte Luftlandeoperation der Weltgeschichte.
Zitate
To Eisenhower's surprise, the crossing of the Rhine River north of the Ruhr was not met with fierce resistance, and he attributed it to the beginning of the destruction of German morale. "My dear General", Winston Churchill said to the American general as they met the next morning, "the German is whipped. We've got him. He is all through." Quelle: https://ww2db.com/battle_spec.php?battle_id=134
"Im Laufe des Monats März 1945 ließ das Bomber Command mehr als 67.000 Tonnen Bomben über Deutschland abladen. Das war nicht nur die größte Tonnenzahl, die zwischen 1939 und 1945 jemals in einem einzigen Monat abgeworfen wurde, sondern sie lag zugleich nur geringfügig unter der Gesamtmenge der in den ersten drei Jahren [insgesamt!] abgeworfenen Bomben." Quelle: Taylor, Frederick: Dresden 13. Februar 1945. 2004, S.409
Der schlimmste Tag in der Wulfener Geschichte
Dem Kriegsende ging ein Luftangriff voraus, der 23 Wulfener tötete, 15 Häuser und die Kirche zerstörte. Daran erinnert eine Gedenktafel an der Südseite des Turmes von St. Matthäus, die der Heimatverein 2005 am 60. Jahrestag anbrachte.
Die Toten wurden zusammen auf dem St. Matthäus-Friedhof beigesetzt. An sie erinnert eine Stele, siehe Fotos unten.
[Information des Heimatvereins 2013:]
Der 22. März 1945 wird Wulfens Schicksalstag.
Morgens, um 10:10 Uhr werden bei einem Angriff eines
amerikanischen Bomberverbandes vier Bombenteppiche über
das Dorf gelegt;
der erste trifft das Dorf und die Kirche,
der zweite den Bahnhof,
der dritte den neuen Friedhof und
der vierte die Häuser Auf der Koppel.
Insgesamt werden von etwa 125 Sprengbomben von 5 bis 10
Zentnern Gewicht außer der Kirche 15 Häuser total zerstört, 7
weitere müssen sofort geräumt werden und 12 andere
erhalten schwere Beschädigungen. Insgesamt fordert der
Angriff 23 Todesopfer.
22 Opfer der Bombenkatastrophe werden unter großer
Anteilnahme der Bevölkerung am 25.3.1945 auf dem
ebenfalls von Bomben getroffenen, verwüsteten Friedhof
gemeinschaftlich in einem als Grab dienenden Bombentrichter
beigesetzt. Es ist Palmsonntag, 19:00 Uhr.
Totenliste
Karl-Heinz Bleser 8 Monate
Johanna Droste 30 Jahre
Anna Feldmann 57 Jahre
Bernhardine Grewer 43 Jahre
Werner Grewer 9 Jahre
Willi Grewer 7 Jahre
Carl Henschel 42 Jahre, aus Gelsenkirchen
Siegmund Konitzki 29 Jahre, polnischer Zwangsarbeiter aus Lodz/Litzmannstadt
Hedwig Pier 21 Jahre
Johann Potthast 68 Jahre
Franz Rößmann 68 Jahre
Wilhelm Rößmann 59 Jahre
Christine Rößmann 59 Jahre
Franziska Rößmann 32 Jahre
Gertrud Rößmann 16 Jahre
Elisabeth Rohlof 34 Jahre
Annette Rohlof 5 Jahre
Karl-Heinz Rohlof 2 Jahre
Toni Schäpers 4 Jahre
Bernardine Stolbrink 21 Jahre
Hilde Stolbrink 19 Jahre
Heinz Stolbrink 16 Jahre
Hilde Wibbelt 15 Jahre
Andere Luftangriffe auf Wulfen
Wulfen wurde bereits ab 1943 durch aliierte Bomber und andere Flugzeuge angegriffen.
- 9. Januar 1943
- 25. März 1943
- 21. Juni 1944 (große Flurschäden durch Spreng- und Brandbomben)
- 25. Juni 1944
- 22. Februar 1945 Wulfen Hervester Straße (Angriff auf Fahrzeuge durch Bordwaffenbeschuss), Bahnstrecke Wulfen-Deuten-Rhade (Sprengbomben, geringer Schaden)
- 25. Februar 1945 Wulfen (Transportzug auf dem Muna-Gelände, drei Wohnhäuser, Gehöft Vennemann in Sölten)
Quelle: Dorsten unterm Hakenkreuz (Tipp von "Freddy")
Chronik des Kriegsendes
Nach: "Krieg vor der eigenen Haustür", Wesel 2004.
- Anfang März 1945 : Briten, Amerikaner und Kanadier erobern den linksseitigen Niederrhein
- 10. März: die Wehrmacht sprengt die Weseler Rheinbrücke und zieht sich ganz auf das Ostufer zurück
- Ab dem 15. März wurde das Rheinufer künstlich eingenebelt um die Angriffvorbereitungen der Allierten zu verbergen. Allierte Jagdbomber im Tiefflug schießen auf alles was sich bewegt
- Zitat: "Das der Angriff kurz bevorstand, zeichnete sich deutlich ab. Am 22. März wurden zahlreiche Städte im weiten Umkreis des Angriffraums in Tageangriffen bombardiert, um das Gefechtsfeld 'abzuschnüren': Verkehrszentren sollten zerstört werden, um deutsche Nachschubwege zu unterbrechen. Und so traf es an diesem Tag Dorsten [319 Tote] und Bocholt [341 Tote] [und Wulfen und Gladbeck und Mülheim und Dülmen] ... Am 23. März fielen Bomben auf Schermbeck [und Recklinghausen], doch vor allem für Dinslaken wurde dieser Tag zum 'schwarzen Freitag' [749 Tote]." Quelle: Krieg vor der eigenen Haustür, Wesel 2004, S.65f
- 23. März: Beginn der Offensive Operation "Plunder". Die Artillerie beschießt stundenlang aus 1300 Geschützen Ziele auf der anderen Seite. Bombenangriff auf Wesel, das bereits durch Luftangriffe im Februar völlig zerstört war. In der Nacht überqueren bei Rees, Xanten, Wesel und Dinslaken allierte Soldaten in Sturmbooten und Schwimmpanzern den Rhein.
- 24. März: Operation "Varsity", die größte Luftlandung der Weltkriegsgeschichte: von 19 Flugplätzen in Südengland und um Paris starten bei Sonnenaufgang 890 Schleppflugzeuge mit 1350 Lastenseglern und 650 Transportflugzeugen mit 9600 Fallschirmjägern. Um 10 Uhr landen sie zwischen Wesel und Hamminkeln. Bau erster Pontonbrücken. 21.000 Allierte Soldaten sind am Abend auf der rechten Rheinseite.
- 25. März: Der britische Premier Churchill, der amerikanische Oberbefehlshaber Eisenhower und Feldmarschall Montgomery kommen bei Wesel an die Front und setzen auch kurz über den Fluss
- 26. März: Die Brückenköpfe Rees, Bislich, Wesel und Dinslaken sind nach zweitägigen Kämpfen zu einem großen Brückenkopf vereinigt.
- 27. März: Vorstoß bis auf die Höhe von Erle und Schermbeck
- 28. März: Ein britisches Panzerbataillon mit aufgesessenen Fallschirmjägern des amerikanischen 513.Fallschirmjäger-Regiments stürmt auf der heutigen B 58 ohne größere Probleme über Wulfen nach Osten, bis kurz vor Haltern.
- 29. März: Die 8.US-Panzerdivision erobert Dorsten
Man schätzt, dass der Rheinübergang und die Etablierung eines stabilen Brückenkopfes die Allierten etwa 1.800 Menschenleben kostete und auf deutscher Seite über 3.000 Soldaten gestorben sind.
Nach dem Rheinübergang stoßen die Allierten rasch nach Osten vor und erreichen am 25. April die Elbe
8. Mai 1945: Kapitulation der Wehrmacht, Kriegsende in Europa
Zeitgleich mit den Luftangriffen auf Wulfen und Dorsten gab es am 22. und 23. März die größte und weiträumigste anglo-amerikanische Luftangriffskampagne im Zweiten Weltkrieg, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Clarion
https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-258332 Denkmal Rheinüberquerung
Siehe auch
Literatur
- Der 22. März 1945 in Wulfen / Geschichtsgruppe des Heimatvereins Wulfen. Heimatkalender 1991, S.98-100.
- Wulfens Schicksalstage [notiert 5.4.45] / Pfarrer Franz Janmieling. Heimatkalender 1952, S.102-104
- Hermann Grewer: Bomben hagelten auf Wulfen [Bericht eines Überlebenden des 22.3.45], In: Kriegskinder : Dorstener Zeitzeugen erzählen / zusammengestellt und bearbeitet von Anke Klapsing-Reich. Büchveröffentlichung der Dorstener Zeitung 2009, S74-76
- Dorstener ermordeten 1945 in Wulfen drei alliierte Flieger – nach dem Krieg verübten die Täter im Gefängnis Selbstmord
Das Kriegsende in unserer Region
Diese Bücher sind in der Stadtbibliothek Dorsten vorhanden:
- Die Entscheidungsschlacht am Niederrhein 1945 / Hubert Bernhardt, 1976
- Endkampf zwischen Rhein und Weser / Werner Niehaus, 1983
- Die Entscheidungsschlacht an Rhein und Ruhr / Helmuth Euler, 1978
- Der Große Kessel - eine Dokumentation über das Ende des zweiten Weltkrieges zwischen Lippe und Ruhr, Sieg und Lenne / Willi Mues, 1984
- Krieg vor der eigenen Haustür: Rheinübergang und Luftlandung am Niederrhein 1945 / Alexander Berkel, Neuausgabe Wesel 2004
- Seventeenth Airborne Division 1987, 2.Aufl. 1999 [Wulfen: S.49]
- [https://www.youtube.com/watch?v=E2UgSQ6u1oU Britische Wochenschau: "We cross the rhine"
Was passierte woanders am 22.3.1945?
Luftangriffe auf Dorsten, Herten, Bochum, Ahaus, Bocholt, Rhede, Südlohn, Paderborn, Ratingen, Fulda, Hildesheim, Hamburg, Berlin, Schwäbisch Hall.
Westfront: Die 3. US-Armee überquert den Rhein bei Nierstein, westlich von Mainz.
Ostfront/Schlesien: Konjews 1. Ukrainische Front bricht westlich und südlich von Oppeln durch.
Es erschien die letzte Wochenschau in der NS-Zeit (mit dem letzten öffentlichen Auftritt Hitlers): bei Youtube aufrufbar
http://www.das-kriegsende.de/alliiertes-flugblatt-vom-28-maerz-1945/