St.-Matthäus-Kirche: Unterschied zwischen den Versionen
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− | * Körner | + | * Körner; Weskamp: ''Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen. Landkreis Recklinghausen und Stadtkreise Recklinghausen, Bottrop, Buer, Gladbeck und Osterfeld.'' Aschendorff, Münster 1929. S. 470-476 |
− | * Brunn | + | * Brunn; Pilatus u.a.: ''800 Jahre Gemeinde Wulfen St. Matthäus 1173 – 1973''. 1973 |
* Püttmann: ''St. Matthäus Wulfen.'' | * Püttmann: ''St. Matthäus Wulfen.'' | ||
− | * Harding: ''Karl Pilatus - 25 Jahre Pfarrer von Wulfen''. | + | * Harding: ''Karl Pilatus - 25 Jahre Pfarrer von Wulfen''. In: Heimatkalender 1991, S.105-110 |
Version vom 23:02, 24. Jan 2007
Die katholische Pfarrkirche ist dem Evangelisten Matthäus geweiht.
Kurz vor Kriegsende wurde die Kirche durch einen Luftangriff am 22. März 1945 zerstört.
In "Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen 1929" ist der frühere Zustand beschrieben, der hier als Grundlage für einen eigenständigen Artikel zur St.-Matthäus-Kirche ausgebaut werden soll
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Pfarre Wulfen, die den Evangelisten Matthäus zum Patrone hat und eine Filiale von Lembeck ist, hat schon im 13. Jahrhunderte bestanden, denn sie wird nicht nur in dem aus jener Zeit stammenden Register genannt, das die zur Hansegrafschaft der Stadt Borken gehörenden Kirchspiele aufzählt, sondern auch in einer Urkunde von 1280, in welcher der Hof Deuten als „in parochia Vulfhem“ gelegen bezeichnet wird. Als Stifter der Kirche gilt das Ministerialgeschlecht von Wulfhem, das den Hof gleichen Namens – wohl als bischöfliches Lehen – unterhatten und wahrscheinlich schon zu Ausgang des 11. Jahrhunderts im Besitze des bischöflichen Drostenamtes gewesen ist; [...].
Die Kirche zu Wulfen, deren mittlere Abteilung wohl den ursprünglichen Bau darstellte, war nach Osten mit einer Apsis, nach Westen mit einer Giebelfront versehen, so daß sie eine ähnliche Form hatte wie die alten Kapellen zu Lenkerbeck und Bossendorf. Später ist sie nach Westen verlängert und hat einen Turm erhalten; es geschah das vielleicht um 1419, wo von Johann von der Hasselbecke (s. o.) den Kirchenmeistern zum Zwecke der „tymerynghe der kespelkerken“ der Hof Grewer verkauft wurde. Das Chor wurde 1744/45 angebaut, zugleich auch vor der Eingangstür eine Vorhalle und an der Südseite eine Sakristei errichtet; damals sind auch die zuvor gotischen Fenster abgerundet. 1755 ist der Stapel des Kirchturmes um 15 Fuß erhöht und seine Spitze mit einem neuen barocken Helme versehen. Da die Gurtbogen des Gewölbes Risse zeigten, musste 1822/23 das Schiff der Kirche bis auf das Chor niedergelegt werden; der Neubau erhielt eine um 16 Fuß größere Breite und wurde mit einer flachen Decke versehen. Der Turm, der am 30. August 1853 zugleich mit zwölf benachbarten Häusern ausgebrannt war, ist völlig niedergelegt und 1855/58 neu aufgemauert worden, indem er unter entsprechender Verlängerung der Kirche um 12 Fuß vorgeschoben wurde. Um die Inneneinrichtung hat sich besonders Pfarrer Verspohl (1864–1895) verdient gemacht, zu dessen Zeit 1873 neue Altäre beschafft und 1877 die Chorfenster wieder mit spitzen Bogen versehen wurden; aus der alten Kirche sind nur zwei Statuen aus Holz sowie der zur Hälfte in die Wand des neuen Turmes eingebebaute romanische Taufstein erhalten. Als 1892 die Kirche ausgemalt wurde, hat man eine Holzdecke eingebaut. Bei dem Brande des Turmes waren auch die drei vorhandenen Glocken, 1526, 1564 und 1766 gegossen, eingeschmolzen; von den drei neuen Glocken, die 1856 beschafft wurden, ist eine 1917 in den Krieg gezogen.
Einschiffige Anlage mit Westturm, Chor einjochig mit Fünfachtelschluß. Sakristei an der Südseite des Chores. Im Chor Kreuzgewölbe mit Rippen und Schlußringen, in Schiff und Turm flache Holzdecke.
Von der mittelalterlichen Kirche ist nichts mehr vorhanden. Der Chor der Kirche mit der anschließenden Sakristei an der Südseite wurden 1744/45 erbaut, vielleicht auf dem Grundriß der früheren mittelalterlichen Anlage. Die Fenster des Chores, damals rundbogig geschlossen, haben erst 1877 ihre gotische Form erhalten. Das jetzige Schiff wurde in den Jahren 1823/25 nach den Plänen des münsterischen Bauinspektors Teuto gebaut. Die Arbeit verrichteten wandernde Mauerleute aus Tirol unter Verwendung von Bruchsteinen aus der Hohen Mark. Im Jahre 1847 erfolgte die Vergrößerung der Sakristei. Nach einem Turmbrand im Jahre 1853 (der wahrscheinlich romanische Turm war 1775 um 15 Fuß erhöht und mit einer barocken Haube versehen worden) wurde das Schiff um 12 Fuß verlängert und daran anschließend der jetzt noch vorhandene Turm erbaut.
Ausstattung
Taufstein (Abbildung S. 473), romanisch, 13. Jahrhundert, zylinderförmig, 1,0 m Durchmesser und 88 cm hoch; mit Palmetten- und Weinlaubfries, die mit Gesichtsmasken und Tierfratzen belebt sind.
Triumphkreuz, spätgotisch, 16. Jahrhundert, Korpus von Holz, etwa 1,50 m hoch; war zur Zeit für die Aufnahme nicht erreichbar.
Pietà (Abbildung S. 475), gotisch, um 1400, Eichenholz, 75 cm hoch. Über der vielleicht teilweise noch ursprünglichen Fassung ein moderner Anstrich.
Selbdritt (Abbildung S. 475), Eichenholz, 72 cm hoch, spätgotisch, Anfang 16. Jahrhundert. Die Hände der beiden Figuren sind erneuert und die dritte Figur, das Kind, ist verlorengegangen. Die Gruppe stammt vielleicht von dem Altar „der hilgen moder sunte Annen“, der 1513 und 1533 erwähnt wird (vgl. die Geschichte)
Die Glocken stammen aus neuerer Zeit.
Pfarrer
Die beiden ersten Pfarrer, deren Namen uns überliefert sind, sind „Theodericus sacerdos plebanus in Wulfhem“, der 1329 dem Spitale zum Heiligen Geiste in Coesfeld eine Rente schenkte, und [...] Johann von Wulfhem, der 1399 „prester, rechte kercher tho Wulfhem“ genannt wird. Urkunden von 1513 und 1533 berichten über einen Altar „der hilgen moder sunte Annen in de kerche to Wulphem“. Als zur Zeit Bernhards von Westerholt auf dem Hause Lembeck (s.o.), das ihm 1554 sein Vater hinterlassen hatte, die Lehre Kalvins zur Herrschaft kam, wurde die Pfarre reformierten Predigern übertragen. Als solche treten auf Theodor Smythals, über den die Visitationsakten von 1572 berichten, und 1586 der aus Ramsdorf gebürtige Rudolf Köster, zuvor Kaplan an St. Ludgeri in Münster, den man wegen seiner Hinneigung zur neuen Lehre von dort vertrieben hatte,; im Synodalberichte von 1592 heißt es freilich über Wulfen „omnia fere salva“, doch scheint auch Konrad Cunnemann, der 1621 als Pfarrer von Osterwick abgesetzt war und dann bis 1649 das Pfarramt bekleidet hat, von protestantischer Gesinnung zgewesen zu sein, ebenso Johannes Rensing aus Dorsten, der 1662 nach Schermbeck ging und sich dort verheiratete. Die Neubelebung des religiösen Lebens in der Gemeinde ist das Werk des Pfarrers Woldering (1672–1720) gewesen.
Literatur
- Körner; Weskamp: Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen. Landkreis Recklinghausen und Stadtkreise Recklinghausen, Bottrop, Buer, Gladbeck und Osterfeld. Aschendorff, Münster 1929. S. 470-476
- Brunn; Pilatus u.a.: 800 Jahre Gemeinde Wulfen St. Matthäus 1173 – 1973. 1973
- Püttmann: St. Matthäus Wulfen.
- Harding: Karl Pilatus - 25 Jahre Pfarrer von Wulfen. In: Heimatkalender 1991, S.105-110