Fred Mauritz: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 21:30, 23. Apr 2012
„Singender Seemann“ aus dem Kohlenpott
Er ist eine echte Landratte aus dem Kohlenpott, geboren 1926 in Wattenscheid. Sein Markenzeichen sind allerdings Seemannslieder, die Fred Mauritz mit Inbrunst und Überzeugung zum Besten gibt, als wäre er mit Elbwasser getauft und die Waterkant sein Zuhause. Seine Beziehung zum Wasser beschränkte sich auf fröhliches Spielen, als er in Kindertagen Papierschiffe auf der Leither Köttelbecke zu Wasser ließ und als Hafen sich einen Platz hinter dem Misthaufen von Opa Kiedrowskis Hof im Wattenscheider Ortsteil Leithe erkor. Zudem war er ein Fan von Hans Albers, der ja auch nie zur See gefahren ist. Zum „Singenden Seemann“ machten ihn die Agenturen und Schallplattenfirmen, denn als Seemann, der Wind und Wetter trotzt, von Stürmen singt und von der rauen See, war er auf dem Markt besser durchzusetzen, füllte besser große Musikhallen, kam beim Fernsehen gut an und füllte merklich die Kassen. Vom festen Boden der Küste hat er sich nie mehr als 100 Meter ins Wasser hinein entfernt, es sei denn auf einem richtigen Schiff.
Daher mag Fred Mauritz die bayerischen Berge mehr als das Wellengetöse. Auf einer Tournee durch den Bayerischen Wald sang er in Deggendorf 1995 von seinem Leben auf hoher See, gab „Rolling Home“ und „Junge, komm bald wieder!“ zum Besten. Die Wäldler waren begeistert. Am Ende stand eine Schlange niederbayerischer Fans vor ihm, und Mauritz gab Autogramme. Da sprach ihn eine Frau mit den Worten an: „Friedhelm, was kannst du nur so lügen!“ Erschrocken fragte er sie, wer sie denn sei. „Mensch Friedhelm, kennst du mich nicht mehr?“ Als Fred Mauritz ratlos den Kopf schüttelte, sagte sie: „Ich bin doch das Tante Trautchen!“ Da fiel es dem „Singenden Seemann“ im Bayerischen Wald wie Schuppen von den Augen. Da stand die Frau vor ihm, die in Wattenscheid immer auf ihn ausgepasst hatte, als er noch ein Kind war, und jetzt im Bayerischen Wald Urlaub machte.
An der Folkwang-Hochschule in Essen Gesang studiert
Das Kind wurde mit 16 Jahren noch Soldat und wurde wenige Tage vor Kriegsende in Ostpreußen mit einem Lungensteckschuss schwer verwundet. Das ersparte ihm die Kriegsgefangenschaft. Friedhelm kam wieder nach Haus und arbeitete in seinem erlernten Beruf als Autoschlosser, besuchte die Maschinenbauschule und entdeckte seine Freude am Singen. An der Essener Folkwang-Hochschule studierte er von 1951 bis 1955 bei Günter Breuer Gesang und Theater. Friedhelm Mauritz, der sich jetzt Fred nannte, machte mit alten Schlagern Bühnenkarriere. René Carol („Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein“) nahm ihn unter seine Fittiche und arrangierte Konzerte für seinen „Singenden Seemann“ mit Bully Buhlan, Heinz Schenk, Rex Gildo, Horst Wendland, Freddy Quinn, Heidi Kabel, René Kollo und Jonny Hill. Seit 1960 trat er auch als Solist auf.
Seit 1972 lebt Fred Mauritz in Dorsten-Wulfen. Er war verheiratet mit der Wattenscheiderin Elsbeth, die 2008 starb. Gerd Schute, Redakteur bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) in Dorsten, brachte ihn durch seine „Reportagen groß raus“, sagt Mauritz. Tourneereisen führten ihn in den 1980er Jahren nach Kanada und in die USA und mehrmals auf Luxus-Linern quer durch die Welt, auf denen er Kreuzfahrt-Passagiere mit seinem Gesang unterhielt. Das Fernsehen riss sich um ihn, wenn er in der „Norddeutschen Hitparade“, in „Melodien der Meere“ oder in „Bi uns to Hus“ sang: „Junge, glaub mir, da hab ich das Beten gelernt“.
Auch wenn der agile Entertainer schon lange Rentner ist, ist er immer noch der „Singende Seemann“. Er tritt mit Freude auf in Seniorenheimen, auf Schützenfesten, Goldhochzeiten, Betriebsjubiläen und anderen lokalen Veranstaltungen. Denn er hat immer noch sein Publikum, das ihm begeistert applaudiert, wenn er im Ruhrgebiet mit sonorer Bariton-Stimme von Sehnsüchten auf dem Meer, von Liebe und Heimweh nach der Waterkant singt.
Quelle: Gespräch Wolf Stegemann mit Fred Mauritz 2010
Siehe auch
Weblinks
http://www.derwesten.de/staedte/dorsten/singender-seebaer-fred-mauritz-wird-85-jahre-alt-id5185153.html WAZ 22.10.2011