Adele Wieler geb. Moises: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Bild:Bornemann Riga-Film.jpg|framed|'''Der Förderverein der Gnadenkirche zeigte Sabine Bornemanns beeindruckenden Film "Vom Umgang mit dem Verschwinden" über das Ghetto Riga, in das die westfälischen Juden deportiert worden sind. Thomas Ridder vom Jüdischen Museum (rechts) schilderte vorab den Leidensweg der Dorstener. Reinhard Schwingenheuer wies in der anschließenden Diskussion auf die Wulfenerin Adele Wieler, geb. Moises hin, die auch am 27.1.1942 nach Riga abtransportiert wurde, wo sie verhungerte''', 26.1.14]] | [[Bild:Bornemann Riga-Film.jpg|framed|'''Der Förderverein der Gnadenkirche zeigte Sabine Bornemanns beeindruckenden Film "Vom Umgang mit dem Verschwinden" über das Ghetto Riga, in das die westfälischen Juden deportiert worden sind. Thomas Ridder vom Jüdischen Museum (rechts) schilderte vorab den Leidensweg der Dorstener. Reinhard Schwingenheuer wies in der anschließenden Diskussion auf die Wulfenerin Adele Wieler, geb. Moises hin, die auch am 27.1.1942 nach Riga abtransportiert wurde, wo sie verhungerte''', 26.1.14]] |
Version vom 13:49, 12. Nov 2024
Adele Moises wurde am 4.3.1907 in Wulfen geboren. Ihre Eltern bauten 1930 das Haus Hervester Straße 8 (heute Sparkasse). Sie wurde beim Novemberpogrom 9./10.11.1938 mißhandelt, wohnte aber am 15.02.39 noch mit ihrem Ehemann (Heirat 21.12.1938, Standesamt Lembeck) Fritz Wieler (geboren am 15.05.1904 in Wiesbaden) im Haus. Zur Finanzierung der Auswanderung ihres Bruders Josef Moises (verheiratet mit Fritz Schwester Senta Wieler) nach Palästina musste das Haus unter Wert verkauft werden. Adele und Fritz Wieler zogen am 6.12.39 zu seinen Eltern nach Recklinghausen in die Kellerstraße 21 (oder31?).
Das Ehepaar Heinemann und Bertha Wieler sowie ihr Sohn Fritz mit Frau Adele hatten an der Bochumer Straße 80 einen Kolonialwaren besessen. "Herr Wieler, der einige Monate zuvor geheiratet hatte, war ein gutmütiger, hilfsbereiter Mensch, der immer lachte und zu Scherzen aufgelegt war." (Quelle: Möllers/Pohl: Deportation nach "unbekannt" S.20, Jacobs S.255f zitierend)
Mitte 1941 wurden die Juden im Kreis Recklinghausen in 11 "Judenhäusern" ghettoisiert, wo ihnen meist nur ein Wohnraum je Familie blieb.
Am 24.1.1942 wurden die Recklinghäuser Juden nach Riga deportiert. Auf Lastwagen ging es zum Sammelpunkt Gelsenkirchen/Wildenbruchplatz, wohin auch die Dorstener, Herner und Gelsenkirchener Juden gebracht wurden. Von dort am 27.1. über Dortmund in tagelange Fahrt nach Lettland, zusammengepfercht unter barbarischen Bedingungen (siehe Weblink).
215 Recklinghäuser Juden wurden Opfer der Shoah (Holocaust). Auf dem jüdischen Friedhof am Nordcharweg erinnert daran ein Mahnmal mit allen Namen.
Inhaltsverzeichnis
Vertreibung aus Wulfen
Quelle: http://www.dorsten-unterm-hakenkreuz.de/2012/05/28/wulfen-adele-moises-wurde-in-riga-ermordet-ihr-bruder-josef-fand-in-israel-eine-neue-heimat-der-alten-in-westfalen-blieb-er-stets-verbunden/
[Wörtliche übernahme:] Seine Schwester Adele, verheiratet mit Fritz Wieler aus Recklinghausen, blieb noch in Wulfen wohnen. Die Hausbewohnerin, die das Haus übernommen hatte, sagte später: „Wir haben gut mit den Wielers zusammengelebt. Adele gab uns viele Tipps für die Geschäftsführung. Oft kam sie auch in den Laden herunter, wenn alte Kunden kamen oder Bekannte. Das Ehepaar, das in einem Zimmer noch wohnen durfte, hatte bereits die Koffer für die Auswanderung gepackt, wartete aber noch auf fällige Zahlungen von Wulfenern, die die Beträge schuldig blieben.“ Etlichen Wulfenern passte es auch nicht, dass sich das Ehepaar noch auf der Straße oder am Fenster seiner Wohnung sehen ließ. Immer häufiger hörte man: „Unsere Jungen fallen in Polen und den Juden hier geht’s gut.“
Die Stimmung verschlechterte sich zusehends. Die neue Hausbesitzerin sagte weiter, dass in der Pogrom-Nacht 1938 plötzlich ein SA-Trupp in das Haus eingedrungen sei, die Tür zu dem Wielers eingetreten und die verängstigten Juden auf die Straße gezerrte habe. „Adele hatte so viel Angst, weil sie glaubte, sie werde mit der Pistole erschossen. Als ich mich dazwischen stellen wollte und sagte, dies sei Hausfriedensbruch, lachten die Männer nur und drohten mit KZ.“ Adele, die noch 1930 Ehrendame im Wulfener Schützenverein war, und ihr Mann wurden mit Steinwürfen aus dem Ort getrieben. Ein Wulfener Junge war auch dabei, der Steine warf. Als sein Vater dies erfuhr, hat er ihn verprügelt. Der Junge fiel als Soldat im Krieg. Weitere Zeitzeugen berichten, dass die SA-Horde versuchte, Adele nahe dem Gehöft Brunn zu vergewaltigen. Dabei rissen ihr die Männer die wenigen Kleider vom Leib. Übereinstimmend wird dann wieder bezeugt, dass Adele „nackt“ oder „halbnackt“ von Deuten aus auf dem Bahndamm nach Hervest gelaufen sei, um bei der dortigen Polizeidienststelle Schutz zu suchen.
Im Ghetto Riga Tod durch Verhungern im Alter von 35 Jahren
Zitat: Auch der 1904 geborene Recklinghäuser Fritz Wieler wurde Opfer des Versuches, "mit anderen jungen Männern etwas Essbares zu organisieren. Das bedeutete nichts anderes, als zu stehlen. Aber unglücklicherweise wurde er dabei erwischt und auf der Stelle erschossen. Seine junge Frau [=Adele] starb noch in der selben Nacht vor Hunger - G'tt sei Dank, ohne davon gehört zu haben, dass ihr Mann ermordet worden war."
Quelle: Möllers/Pohl : Abgemeldet nach "unbekannt" 1942 : die Deportation der Juden aus dem Vest Recklinghausen 1942. Klartext Verlag 2013, S.95
Darin wird zitiert aus Jacobs, Erich: Wunder geschehen doch noch!, 2004 S.256. Jacobs beruft sich auf die Aussage von Elly Eichenwald.
Gedenkbuch
Im Online-Gedenkbuch ist als Name "Adele Edele Wieler" eingetragen, als Wohnorte Wulfen, Recklinghausen und Dorsten, siehe http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch
Der Eintrag für Fritz Wieler lautet:
geboren am 15. Mai 1904 in Wiesbaden / - / Hessen-Nassau, wohnhaft in Wulfen und Recklinghausen
Deportation: [ab Recklinghausen 24.01.42], ab Dortmund 27. Januar 1942, Riga, Ghetto
Bislang kein Stolperstein
Stolpersteine werden am letzten frei gewählten Wohnort gesetzt. Adele Wieler wohnte zuletzt in Recklinghausen in der Kellerstr. 21 bei den Schwiegereltern.
Während in Dorsten längst für alle Ermordeten Stolpersteine gesetzt wurden, hat Recklinghausen erst 2016 damit angefangen.
Weblinks
- Opferbuch Recklinghausen mit Foto
- Georg Möllers: "Biografie Familien Wieler - Moises - Strauß" http://eservice2.gkd-re.de/selfdbinter320/DokumentServlet?dokumentenname=545-690fieldBiographie.pdf (mit der Wiedergabe einiger Briefzeilen von ihr aus dem Dezember 1941).
- https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=4114287 Quelle Umzugsdatum
- 27. Januar 1942 - der Deportationszug mit Ziel Riga verlässt Gelsenkirchen http://www.gelsenzentrum.de/deportation_gelsenkirchen_riga_januar_1942.htm
- Deportation deutscher Juden nach Riga (Augenzeugenbericht) https://www.youtube.com/watch?v=PoY3ocixKmU
https://de.wikipedia.org/wiki/Deportation_von_Juden_aus_Deutschland
https://de.wikipedia.org/wiki/Ghetto_Riga