1933-1945

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Aus: Dorsten unterm Hakenkreuz - Stadtplan zu den Büchern (vergrößerbar)
vergrößerbar
Nach dem Luftangriff am 22.3.1945
Tafel auf dem "Russenfriedhof". Er liegt auf früher Wulfener Gebiet. Dort sind auch Ostarbeiter der Muna beerdigt.
Sowjetischer Gedenkstein daneben
Titelseite der Zusammenstellung auf der DVD "Jahre der Kriegslast und der Veränderung" (Heimatverein 2006) mit Angaben zu 148 Toten.
Soldatengräber


Auf dieser Seite sollen Hinweise zu den Quellen über die NS-Zeit gesammelt werden.

Dorsten unterm Hakenkreuz

Band 1: Die jüdische Gemeinde
In dem Text über die jüdische Gemeinde 1853 bis 1932 wird die Familie Moises in Wulfen dargestellt (S. 19 f.); ie Beschreibung des jüdischen Friedhofs Wulfen (S. 32 f., S. 36); die Wulfener Familie Lebenstein (S. 67); die Familie Moises (S. 68 f.); Bericht über die Erinnerungen von Josef Moises (Haifa) an seine Wulfener Zeit (S. 86 ff.).

Band 2: Kirche zwischen Anpassung und Widerstand
Hitlerjugend und BDM-Mitglieder nahmen in Wulfen an der Christenlehre teil (S. 57); Brief von Josef Moises aus Israel (S.172); über die Verwüstung des Wulfener jüdischen Friedhofs 1938 (S. 182); Adele Moises als Schützenkönigin des Schützenvereins Wulfen 1930 (Foto S. 180); Herrmann Lebenstein in der Wulfener Feuerwehr (Foto S. 181).

Band 3: Der gleichgeschaltete Alltag
Über die NSDAP-Ortsgruppe Wulfen (S. 67); FAD-Arbeitsdienstlager (S. 95); RAD-Lager „Ludwig Knickmann“ Deuten-Wulfen (S. 99 ff.).

Band 4: Dorsten nach der Stunde Null – Die Jahre danach In diesem Band wird u. a. die Einnahme von Wulfen 1945 durch die Amerikaner geschildert (Seite 41); die Beschlagnahme von Häusern, beweglichem Eigentum und Vieh durch die Amerikaner (S. 42 f.); Plünderungen befreiter Ostarbeiter (S. 58 f.); Totschlag in der Muna 1945 (S. 65);

Chronik

Das Buch Wulfen - Geschichte und Gegenwart enthält eine Chronik, wovon das Kapitel auf den Seiten 88-94 "Nationalsozialistische Zeit / 2. Weltkrieg" heißt.

NSDAP

Am 30. Januar 1934 wurde der Stützpunkt Wulfen zur Ortsgruppe erhoben. Zuerst war Scholaster Ortsgruppenleiter (bisher Ortsgruppe Herrlichkeit). Kurze Zeit darauf kam Förster Alfred Hohmeyer (Mitglied-Nr. 2.474.999) an die Spitze der Ortsgruppe. Rangältester SA-Führer am Ort war Truppführer Hermann Roth. In der Wirtschaft Altegoer fanden die Parteiversammlungen statt. Das war 1945 der Anlass für die Amerikaner, das Haus Altegoer zu beschlagnahmen.

Am 15. Mai 1933 gründeten Wulfener Frauen unter Leitung der NS-Frauenführerinnen von Hervest-Dorsten und Gladbeck in der Gaststätte Humbert eine Ortsgruppe der NS-Frauenschaft, deren Leiterinen Frau Sicking, später Frl. Börding wurden. Sämtliche anwesende Frauen, es waren nicht mehr als zehn, erklärten ihren Beitritt. Im November versammelten sich Frauen aus den Bauerschaften Brosthausen, Sölten, Deuten bei Grewer und gründeten eine „Zelle Deuten der NS-Frauenschaft Wulfen“. Von 60 erschienenen Frauen ließen sich sofort 43 als Mitglieder registrieren. „Sogar eine 75-jährige Dame wünschte ihre Aufnahme“, ist der „Dorstener Volkszeitung“ zu entnehmen. Der Mitgliederstand der NS-Frauenschaft in Wulfen stieg 1934 somit auf 55 Frauen.

Die Gemeinde übergab der Partei im Juli 1935 das alte Schulhaus als HJ-Heim und NSDAP-Geschäftsstelle. 1936 fand in der Ortsgruppe Wulfen, wie in allen Ortsgruppen der Region, eine Neueinteilung statt: Die Partei bestand nunmehr aus zwei Zellen und zwölf Blocks. Der Führungsstab bestand aus Ortsgruppenleiter Hohmeyer, seinem Stellvertreter Inhester, Propagandaleiter Lehrer Lippick und Ortsbauernführer Tüshaus.

Wörtlich aus: Dorsten unterm Hakenkreuz - Online


Ortsgruppenleiter Paul Lippik

Mehrere Wulfener Bürger baten in einem Schreiben an den Unterausschuss, sich dafür einzusetzen, dass der Lehrer und frühere Wulfener Ortsgruppenleiter der NSDAP, Oberamtsleiter der NSV und Propagandaleiter Paul Lippik, aus dem Internierungslager entlassen werde, da er nach deren Meinung seinen Posten „loyal verwaltet“ habe „und in keiner Weise gehässig hervorgetreten“ sei. Ein Unterausschussmitglied bezeugte, dass Lippik von Schulrat Brock unter Druck gesetzt worden sei, um die ihm angetragenen Parteiämter anzunehmen. Lippik selbst gab an, dass er aus Angst, wieder in den Osten abgeschoben zu werden, wo er herkam, 1933 in die Partei eingetreten sei. Lippik wurde 1948 in die Stufe IV (ohne Vermögenssperre) eingereiht. Der Unterausschuss empfahl eine Wiedereinstellung als Lehrer, aber nicht mehr in Wulfen.
Wörtlich aus: http://www.dorsten-unterm-hakenkreuz.de/2012/05/28/entnazifizierung-iii-waren-nsdap-ortsgruppenleiter-keine-nazis-%E2%80%93-fallbeispiele/

Katholische Kirche

Sehr lesenswert ist der umfangreiche Beitrag "Katholische Arbeiter im Dekanat Dorsten: 1933 bis 1935" von Christoph Kösters, abgedruckt in "Rhade - Beiträge zur Geschichte" Bd.1 (1989), S.60-94. Wulfen kommt darin nur selten direkt vor, aber die Verhältnisse werden dort wie hier ähnlich gewesen sein. Der Verfasser beklagt die desolate Quellenlage.

Juden

  • Das Buch "Jüdisches Museum in Westfalen" von Wolf Stegemann (1992) enthält auf S.49 ein Foto von zwei Aufenthaltserlaubnissen für Juden in Wulfen aus dem Jahre 1703, von Josef Moises dem Museum geschenkt.
  • Brief des Herrn Josef Moises aus Haifa/Israel vom 5.2.85 an Herrn Hinzmann. Heimatkalender 1986, S.229

RAD-Lager

Reichsarbeitsdienst-Lager : Hitler kam beinahe zur Eröffnung

Krieg

Die Muna entstand ab 1938 zur Vorbereitung des verbrecherischen Angriffskrieges. Viele Zwangsarbeiter wurden hier eingesetzt.

148 Wulfener wurden im Krieg getötet. Heinrich Grewer hat Angaben zu diesen Menschen gesammelt, die vom Heimatverein als Anlage auf der DVD "Jahre der Kriegslast und der Veränderungen - Chronik 1938 - 1975" veröffentlicht worden sind.

Südlich der Muna in der Gälkenheide gab es im Krieg eine sehr große und am Bückelsberg eine kleinere Flak-Stellung zum Schutz des Ruhrgebietes und seiner kriegswichtigen Industrie wie die Hydrierwerke Scholven und die Bunawerke Hüls. Deren Lage zeigt ein Luftbild von 1940 im Buch Wulfen - Geschichte und Gegenwart auf S.298 . Auf dem Foto ist auch das Reichsarbeitsdienst-Lager, die Muna und deren Arbeiter-Barackenlager markiert.

Mord an Kriegsgefangenen 25.3.45 : Dorstener ermordeten 1945 in Wulfen drei alliierte Flieger – nach dem Krieg verübten die Täter im Gefängnis Selbstmord


Literatur

  • Opfer des Weltkrieges 1939/45 aus und in der Gemeinde Wulfen [einschl. der Opfer eines Luftangiffes auf einen Zug und der Explosion in der Muna] / Theodor Küper. Heimatkalender 1960, S.47-54
  • Tewes, Ludger: Jugend im Krieg - Von Luftwaffenhelfern und Soldaten 1939-1945 [im Gebiet Dorsten/Bottrop]. Erschienen 1989. Wulfen ist mehrfach erwähnt, Lageskizze der Großbatterie auf S. 230. Vorhanden in der Stadtbibliothek EMP616 Tew.
  • "Nachforschungen zu einem Flugzeugabsturz / -abschuss am 1. Mai 1943 in Wulfen" von Walter Biermann, Willi Duwenbeck, Alfred Gebauer. Heimatkalender 2007, S.206-209
  • Eine Liste der Bombenangriffe auf die Herrlichkeit und Dorsten ist wiedergegeben im Heimatkalender 2012 auf S.71 ; am 22. März 1945 wurden Dorf und Kirche schwer getroffen.
  • Dorsten - März 1945 : die militärischen Ereignisse im Umfeld der Stadt Dorsten / WA (=Werner Andrejewski). in: Holsterhausener Geschichten Bd. 3 (2006) S.40-52

Kriegsende

Siehe Extraseite 22. März 1945 über die Bombardierung Wulfens

Nachkriegszeit

Viele Dokumente sind im Heimatkalender 1986 auf den Seiten 46 bis 70 reproduziert worden. 10 davon haben einen Bezug zu Wulfen.

Die NS-Zeit in der Region

Auf die Reihe "Dorsten unterm Hakenkreuz" wurde schon oben verwiesen. Sehr interessant sind folgende Veröffentlichungen über die Nazi- und Kriegszeit in mit Wulfen vergleichbaren kleinen Orten in der Umgebung:

  • Erler Schulchronik 1933-1944 von Fritz Sagemüller. Hrsg. und kommentiert vom Heimatverein Erle 1994, 244 S.
  • Jahre die man nicht vergisst : 1939-1946. Tagebuchberichte, zusammengestellt von Adalbert Friedrich, Hrsg. Heimatverein Raesfeld 1982, 214 S.

Weblinks

Siehe auch