22. März 1945

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Am 22. März 1945 wurden Wulfen (und Dorsten) durch Luftangriffe kurz vor Kriegsende zerstört. An die Toten erinnerte die Geschichtsgruppe des Heimatvereins mit Reinhold Grewer und Pfarrerin Leuning. Die Glocken von St.Matthäus und von der Gnadenkirche läuteten minutenlang ab der damaligen Uhrzeit 10.10 Uhr, Foto: Guido Bludau
Die Geschichtsgruppe des Heimatvereins erinnert jährlich an die Bombardierung Wulfens kurz vor Kriegsende. Das Sammelgrab der 23 Toten wurde vor kurzem renoviert und war Ort der beim diesjährigen 70. Jahrestag größeren Veranstaltung. Die Ansprache unter dem Thema "Erinnern für die Zukunft" hielt Pfarrerin Anke Leuning, nusikalisch umrahmt von einer Bläsergruppe der Gesamtschule und dem MGV Liederkranz. Siehe auch "22. März 1945"
Am Gedenktag wurde am Ehrenmal die Bundes- und die Wulfener Flagge auf halbmast gesetzt, 22.3.
Unter zahlreicher Anteilnahme vieler Wulfener gedachte die Geschichtsgruppe des Heimatvereins in der St. Matthäus-Kirche des 69. Jahrestags der Bombardierung beim Kriegsende. Reinhold Grewer zeigte Bilder der 23 Toten, erinnerte auch an die ermordeten Wulfener Juden und an die Opfer aller Kriege.
Am Freitagmorgen gedachten auf Initiative der Geschichtsgruppe des Heimatvereines Wulfen rund 40 Wulfenerinnen und Wulfener in einem Gedenkgottesdienst am Kirchturm der St. Matthäus-Kirche der Opfer des Bombenangriffes auf Wulfen am 22. März 1945. Kaplan Pawel Czarnecki ermunterte in einer Kurzpredigt, sich für den Frieden im Alltag einzusetzen. Anschließend las Reinhold Grewer vom Heimatverein alle Namen der 23 Opfer vor. Um Punkt 10.10 Uhr, der Minute als die ersten Bomben auf Wulfen fielen, begann die Matthäus-Glocke der Pfarrkirche zu läuten. Dabei gedachten die Wulfener auch der jüdischen Opfer des Naziregimes, besonders derer aus den Wulfener Familien Lebenstein und Münzer.
Bei der an der Matthäus-Kirche angebrachten Gedenktafel wird alljährlich am 22.3. an die Opfer gedacht. Foto: Guido Bludau 2011
1945
Tafel an der Kirche

Der schlimmste Tag in der Wulfener Geschichte

Dem Kriegsende ging ein Luftangriff voraus, der 23 Wulfener tötete, 15 Häuser und die Kirche zerstörte. Daran erinnert eine Gedenktafel an der Südseite des Turmes von St. Matthäus, die der Heimatverein 2005 am 60. Jahrestag anbrachte.

Die Toten wurden zusammen auf dem St. Matthäus-Friedhof beigesetzt. An sie erinnert eine Stele, siehe Fotos unten.

[Information des Heimatvereins 2013:]
Der 22. März 1945 wird Wulfens Schicksalstag. Morgens, um 10:10 Uhr werden bei einem Angriff eines amerikanischen Bomberverbandes vier Bombenteppiche über das Dorf gelegt;
der erste trifft das Dorf und die Kirche, der zweite den Bahnhof, der dritte den neuen Friedhof und der vierte die Häuser Auf der Koppel.
Insgesamt werden von etwa 125 Sprengbomben von 5 bis 10 Zentnern Gewicht außer der Kirche 15 Häuser total zerstört, 7 weitere müssen sofort geräumt werden und 12 andere erhalten schwere Beschädigungen. Insgesamt fordert der Angriff 23 Todesopfer.
22 Opfer der Bombenkatastrophe werden unter großer Anteilnahme der Bevölkerung am 25.3.1945 auf dem ebenfalls von Bomben getroffenen, verwüsteten Friedhof gemeinschaftlich in einem als Grab dienenden Bombentrichter beigesetzt. Es ist Palmsonntag, 19:00 Uhr.

Totenliste

Karl-Heinz Bleser 8 Monate
Johanna Droste 30 Jahre
Anna Feldmann 57 Jahre
Bernhardine Grewer 43 Jahre
Werner Grewer 9 Jahre
Willi Grewer 7 Jahre
Carl Henschel 42 Jahre, aus Gelsenkirchen
Siegmund Konitzki 29 Jahre, polnischer Zwangsarbeiter aus Lodz/Litzmannstadt
Hedwig Pier 21 Jahre
Johann Potthast 68 Jahre
Franz Rößmann 68 Jahre
Wilhelm Rößmann 59 Jahre
Christine Rößmann 59 Jahre
Franziska Rößmann 32 Jahre
Gertrud Rößmann 16 Jahre
Elisabeth Rohlof 34 Jahre
Annette Rohlof 5 Jahre
Karl-Heinz Rohlof 2 Jahre
Toni Schäpers 4 Jahre
Bernardine Stolbrink 21 Jahre
Hilde Stolbrink 19 Jahre
Heinz Stolbrink 16 Jahre
Hilde Wibbelt 15 Jahre

Andere Luftangriffe auf Wulfen

Wulfen wurde bereits ab 1943 durch aliierte Bomber und andere Flugzeuge angegriffen.

  • 9. Januar 1943
  • 25. März 1943
  • 21. Juni 1944 (große Flurschäden durch Spreng- und Brandbomben)
  • 25. Juni 1944
  • 22. Februar 1945 Wulfen Hervester Straße (Angriff auf Fahrzeuge durch Bordwaffenbeschuss), Bahnstrecke Wulfen-Deuten-Rhade (Sprengbomben, geringer Schaden)
  • 25. Februar 1945 Wulfen (Transportzug auf dem Muna-Gelände, drei Wohnhäuser, Gehöft Vennemann in Sölten)

Quelle: Dorsten unterm Hakenkreuz (Tipp von "Freddy")

Chronik des Kriegsendes

Nach: "Krieg vor der eigenen Haustür", Wesel 2004.

  • März 1945 : Briten, Amerikaner und Kanadier erobern den linksseitigen Niederrhein
  • 10. März: die Wehrmacht sprengt die Weseler Rheinbrücke und zieht sich ganz auf das Ostufer zurück
  • Ab dem 15. März wurde das Rheinufer künstlich eingenebelt um die Angriffvorbereitungen der Allierten zu verbergen. Allierte Jagdbomber im Tiefflug schießen auf alles was sich bewegt
  • Zitat: "Das der Angriff kurz bevorstand, zeichnete sich deutlich ab. Am 22. März wurden zahlreiche Städte im weiten Umkreis des Angriffraums in Tageangriffen bombardiert, um das Gefechtsfeld 'abzuschnüren': Verkehrszentren sollten zerstört werden, um deutsche Nachschubwege zu unterbrechen. Und so traf es an diesem Tag Dorsten und Bocholt [und Wulfen] ... Am 23. März fielen Bomben auf Schermbeck, doch vor allem für Dinslaken wurde dieser Tag zum 'schwarzen Freitag' [749 Tote]." Quelle: Krieg vor der eigenen Haustür, Wesel 2004, S.65f
  • 23. März: Beginn der Offensive Oparation "Plunder". Die Artillerie beschießt stundenlang aus 1300 Geschützen Ziele auf der anderen Seite. Bombenangriff auf Wesel, das bereits durch Luftangriffe im Februar völlig zerstört war. In der Nacht überqueren bei Rees, Xanten, Wesel und Dinslaken allierte Soldaten in Sturmbooten und Schwimmpanzern den Rhein.
  • 24. März: Operation "Varsity", die größte Luftlandung der Weltkriegsgeschichte: von 19 Flugplätzen in Südengland und um Paris starten bei Sonnenaufgang 890 Schleppflugzeuge mit 1350 Lastenseglern und 650 Transportflugzeugen mit 9600 Fallschirmjägern. Um 10 Uhr landen sie zwischen Wesel und Hamminkeln. Bau erster Pontonbrücken.
  • 25. März: Churchill, Eisenhower und Montgommery kommen an die Front und setzen auch kurz über den Fluss
  • 26. März: Die Brückenköpfe Rees, Bislich, Wesel und Dinslaken sind nach zweitägigen Kämpfen zu einem großen Brückenkopf vereinigt.
  • 27. März: Vorstoß bis auf die Höhe von Erle und Schermbeck
  • 28. März: Ein britisches Panzerbataillon mit aufgesessenen Fallschirmjägern des amerikanischen 513.Fallschirmjäger-Regiments stürmt auf der heutigen B 58 ohne größere Probleme über Wulfen nach Osten, bis kurz vor Haltern.
  • 29. März: Die 8.US-Panzerdivision erobert Dorsten

Man schätzt, dass der Rheinübergang und die Etablierung eines stabilen Brückenkopfes die Allierten etwa 1.800 Menschenleben kostete und auf deutscher Seite über 3.000 Soldaten gestorben sind.

Nach dem Rheinübergang stoßen die Allierten rasch nach Osten vor und erreichen am 25. April die Elbe

8. Mai 1945: Kapitulation der Wehrmacht, Kriegsende in Europa



Siehe auch

Literatur

Das Kriegsende in unserer Region

Diese Bücher sind in der Stadtbibliothek Dorsten vorhanden:

  • Die Entscheidungsschlacht am Niederrhein 1945 / Hubert Bernhardt, 1976
  • Endkampf zwischen Rhein und Weser / Werner Niehaus, 1983
  • Die Entscheidungsschlacht an Rhein und Ruhr / Helmuth Euler, 1978
  • Der Große Kessel - eine Dokumentation über das Ende des zweiten Weltkrieges zwischen Lippe und Ruhr, Sieg und Lenne / Willi Mues, 1984



  • Krieg vor der eigenen Haustür: Rheinübergang und Luftlandung am Niederrhein 1945 / Alexander Berkel, Neuausgabe Wesel 2004
  • Seventeenth Airborne Division 1987, 2.Aufl. 1999 [Wulfen: S.49]

Was passierte woanders am 22.3.1945?

Luftangriffe auf Dorsten, Herten, Bochum, Ahaus, Bocholt, Rhede, Südlohn, Paderborn, Ratingen, Fulda, Hildesheim, Hamburg, Berlin, Schwäbisch Hall.

Westfront: Die 3. US-Armee überquert den Rhein bei Nierstein, westlich von Mainz.

Ostfront/Schlesien: Konjews 1. Ukrainische Front bricht westlich und südlich von Oppeln durch.

Es erschien die letzte Wochenschau in der NS-Zeit (mit dem letzten öffentlichen Auftritt Hitlers): bei Youtube aufrufbar

http://www.das-kriegsende.de/alliiertes-flugblatt-vom-28-maerz-1945/

Grabmal auf dem St-Matthäus-Friedhof
Namensliste auf der rechten Seite der Friedhofs-Stele
Namensliste auf der linken Seite
Ausschnitt der Tafel am Ehrenmal
Das Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof am Kottendorfer Feld, für die 23 Opfer des Bombenangriffs vom 22. März 1945, erstrahlt nun wieder im neuen Glanz. Der Heimatverein Wulfen hat sich verpflichtet, auf Dauer die Pflege dieser Gedenkstätte zu übernehmen, 18.Juli 2014 Foto: Heimatverein Wulfen
Alliiertes Flugblatt vom 28. März 1945 mit den drei Brückenköpfen auf der rechten Rheinseite: Wesel, Remagen, Oppenheim/Darmstadt. Aus dem Text: "Marschall MONTGOMERYS Brückenkopf bei WESEL ist 35 km breit und stellenweise 20 km tief [=bis Wulfen!]. Neue Verbände strömen ununterbrochen über zahlreiche neu gebaute Brücken auf das rechte Rheinufer."
Vergrößerbare Karte aus der Wikipedia mit den Frontverläufen Ende März 1945