Das alte Dorf: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wulfen-Wiki
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Text von Egbert Bremen T.1)
(Text von Egbert Bremen T.2)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Bild:Dorfplan1796.jpg|thumb|Plan von 1796, stark vergrößerbar]]
+
[[Bild:Dorfplan1796.jpg|right|thumb|600px|Plan von 1796, stark vergrößerbar]]
[[Bild:Luftbilddorf1967.jpg|thumb|Luftbild 1967, stark vergrößerbar]]
+
[[Bild:Luftbilddorf1967.jpg|right|thumb|600px|Luftbild 1967, stark vergrößerbar]]
[[Bild:Luftbild Dorf 72.jpg|thumb|Luftbild 1972]]
+
[[Bild:Luftbild Dorf 72.jpg|right|thumb|600px|Luftbild 1972]]
 
[[Bild:Matthäus 1932.jpg|framed|1932]]
 
[[Bild:Matthäus 1932.jpg|framed|1932]]
 
[[Bild:Luftbilddorf800.jpg|framed|Luftbild, circa 1960]]
 
[[Bild:Luftbilddorf800.jpg|framed|Luftbild, circa 1960]]
Zeile 30: Zeile 30:
 
'''Wulfen'''. Das Urkataster von 1822, ergänzt um bauliche Veränderungen der nachfolgenden Jahrzehnte, dokumentiert die für viele Dörfer typische Gebäudeanordnung: <br>
 
'''Wulfen'''. Das Urkataster von 1822, ergänzt um bauliche Veränderungen der nachfolgenden Jahrzehnte, dokumentiert die für viele Dörfer typische Gebäudeanordnung: <br>
 
Kirche, Friedhof mit Einfriedung, innere ringartige Bebauung, äußere Bebauung. <br>
 
Kirche, Friedhof mit Einfriedung, innere ringartige Bebauung, äußere Bebauung. <br>
Umgestaltungen in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts und besonders die Bombardiereung während des 2. Weltkrieges haben die innere Ringbebauung zum großen Teil zerstört. Der Plan von 1947 zeigt, daß die dörfliche Enge des Kirchplatzes verschwunden ist.
+
Umgestaltungen in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts und besonders die Bombardierung während des 2. Weltkrieges haben die innere Ringbebauung zum großen Teil zerstört. Der Plan von 1947 zeigt, daß die dörfliche Enge des Kirchplatzes verschwunden ist. Immerhin standen südwestlich der Kirche noch drei Häuser, die den Platz zur Hauptstraße abschirmten. Anstatt die Bausubstanz zu sichern, wurde der Kirchplatz weiter freigelegt. 1971 stimmte der Wulfener Gemeinderat einem Bebauungsplanentwurf zu, der zwar bis heute [1985] keine Rechtskraft erlangte, aber verwaltungsintern als Leitfaden für Baugenehmigungen diente. Dieser Entwurf, entstanden unter der Zielsetzung "Dorfsanierung", überplant fast den gesamten historischen Restbestand durch:<br>
 +
- Ausweisung von Garagen und Einstellplätzen <br>
 +
- Festsetzung neuer Baugrenzen und höherer Nutzungsziffern <br>
 +
- Änderung der Gebäudestellung.
 +
 
 +
Die neue Konzeption des Dorfkerns löste bei vielen Wulfenern Proteste aus und führt zu großer Unsicherheit bei den eigentümern. Die Folge: drei der überplanten Häuser standen jahrelang leer und begannen zu verfallen. Eines dieser Gebäude, ein Fachwerkhaus mit schöner Ankerbalkenzimmerung, brannte plötzlich und unerwartet ab. Das zweite wurde vom eigentümer abgerissen, obwohl alle drei Gebäude vom westfälischen Amt für Denkmalpflege als denkmalswert eingestuft wurden. Der Eigentümer drohte mit Übernahmeverlangen und erhielt darauf die Abrissgenehmigung. Das dritte Gebäude konnte durch das mutige Engagement der Eigentümerin gerettet werden, die trotz aller Unkenrufe ihr Fachwerkhaus modernisierte. Diese Privatinitiative hat die Stadtverwaltung erheblich bestärkt, den Bebauungsplanentwurf im Sinne einer behutsamen Erneuerung zu überarbeiten.
 +
 
 +
''Quelle: Enthalten in: "Workshop Planung für Dörfer und Scheindörfer. 1985. S.122-128 (vh. in der Bibliothek)
 +
 
 +
==Siehe auch==
 +
*'''[[Fachwerk]]
 +
*'''[[Denkmalschutz]]

Version vom 00:04, 11. Jan 2011

Plan von 1796, stark vergrößerbar
Luftbild 1967, stark vergrößerbar
Luftbild 1972
1932
Luftbild, circa 1960
Matthäussüdansicht.jpg
Im Schatten der Kirche
Matthäusplatz
Das Dorf vom Norden gesehen bei Sonnenuntergang
Die St. Matthäus-Kirche 2007
Die Kirche von Süden
Pörtnerskrüz
Stolpersteinehaus.jpg
Findlingsgruppe am Brunnen
Matthäusplatz 5
Burgring 24
Dülmener Straße 13


Thema dieser Seite ist das direkt um die Kirche gelegene Dorf.

Text ergänzen xxxx

Die kleinen Vorschaubilder sind wie immer in diesem Wiki durch anklicken vergrößerbar.


Egbert Bremen : Zerstörung historischer Ortsgrundrisse am Beispiel dreier westfälischer Dörfer (Wulfen, Lembeck, Rhade).
Hier das Wulfen betreffende Kapitel: "Zwar dienen vor allem die großen Wälder der Naherholung, dennoch hat der Tourismus nur geringe ökonomische Auswirkungen und auf die Ortsgestaltung [in den drei Orten] keinerlei Einfluss. Im Unterschied zu vielen Fremdenverkehrsorten war es also nicht möglich und auch nicht zwingend, die historischen Dorfbilder zu vermarkten.

Wulfen. Das Urkataster von 1822, ergänzt um bauliche Veränderungen der nachfolgenden Jahrzehnte, dokumentiert die für viele Dörfer typische Gebäudeanordnung:
Kirche, Friedhof mit Einfriedung, innere ringartige Bebauung, äußere Bebauung.
Umgestaltungen in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts und besonders die Bombardierung während des 2. Weltkrieges haben die innere Ringbebauung zum großen Teil zerstört. Der Plan von 1947 zeigt, daß die dörfliche Enge des Kirchplatzes verschwunden ist. Immerhin standen südwestlich der Kirche noch drei Häuser, die den Platz zur Hauptstraße abschirmten. Anstatt die Bausubstanz zu sichern, wurde der Kirchplatz weiter freigelegt. 1971 stimmte der Wulfener Gemeinderat einem Bebauungsplanentwurf zu, der zwar bis heute [1985] keine Rechtskraft erlangte, aber verwaltungsintern als Leitfaden für Baugenehmigungen diente. Dieser Entwurf, entstanden unter der Zielsetzung "Dorfsanierung", überplant fast den gesamten historischen Restbestand durch:
- Ausweisung von Garagen und Einstellplätzen
- Festsetzung neuer Baugrenzen und höherer Nutzungsziffern
- Änderung der Gebäudestellung.

Die neue Konzeption des Dorfkerns löste bei vielen Wulfenern Proteste aus und führt zu großer Unsicherheit bei den eigentümern. Die Folge: drei der überplanten Häuser standen jahrelang leer und begannen zu verfallen. Eines dieser Gebäude, ein Fachwerkhaus mit schöner Ankerbalkenzimmerung, brannte plötzlich und unerwartet ab. Das zweite wurde vom eigentümer abgerissen, obwohl alle drei Gebäude vom westfälischen Amt für Denkmalpflege als denkmalswert eingestuft wurden. Der Eigentümer drohte mit Übernahmeverlangen und erhielt darauf die Abrissgenehmigung. Das dritte Gebäude konnte durch das mutige Engagement der Eigentümerin gerettet werden, die trotz aller Unkenrufe ihr Fachwerkhaus modernisierte. Diese Privatinitiative hat die Stadtverwaltung erheblich bestärkt, den Bebauungsplanentwurf im Sinne einer behutsamen Erneuerung zu überarbeiten.

Quelle: Enthalten in: "Workshop Planung für Dörfer und Scheindörfer. 1985. S.122-128 (vh. in der Bibliothek)

Siehe auch