Reichsarbeitsdienst-Lager

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Festschrift zur Eröffnung, vorhanden im Archiv des Heimatbundes
Zeitungsartikel, abgedruckt im Aufsatz von E. Schulte-Huxel
Ehemalige Offiziersbaracke Weseler Str. 153, Foto:2007
Pfosten vom Eingangstor, Aufnahme 2007

Nah bei Wulfen lag das "RAD-Lager Ludwig Knickmann". Die Betonpfosten der Stacheldrahtumzäunung sind noch heute gegenüber dem Haus Weseler Straße 163 zu sehen.

Bei seiner Einweihung am 14.4.1934 mit 216 Plätzen hieß es offiziell "Stammlager Wulfen des Arbeitsdienstes der NSDAP Ab. 201/6 Wulfen i. Westf." Es löste fünf kleinere Lager des Freiwilligen Arbeitsdienstes in der Herrlichkeit ab. Außer der Arbeit auf den Baustellen (z.B. Dränage-Arbeiten, Badeanlage Midlicher Mühle) stand staatspolitischer Unterricht auf dem Programm. Am 29.6.1934 wollte Adolf Hitler das Lager besuchen. Deuten und Wulfen wurden festlich geschmückt, eine große Menschenmenge stand wartend am Lager und an der Napoleonchaussee um den Führer zu sehen. Gäste waren der Gauleiter Dr. Meyer und der Reichsleiter des FAD und des nachfolgenden RAD, Konstantin Hierl. Wegen der von Hitler selbst veranlassten Ermordung von SA-Leuten und Nazi-Gegnern ab 30.6. wie Erich Klausener (ehem. Landrat des Kreis Recklinghausen), von der NS-Propaganda Röhm-Putsch genannt, fuhr Hitler nicht nach Wulfen, sondern von Dortmund nach Bayern.

Während des Krieges waren im Lager Landesschützen untergebracht, nach Kriegsende ein paar Monate 600 sowjetische Kriegsgefangene und Ostarbeiter. Zur Linderung der Wohnungsnot wurden einige Baracken dann demontiert und im Ort aufgebaut. Laut "800 Jahre Wulfen", Seite 152, ist das noch heute existierende Holzhäuschen Weseler Str. 153 eine ehemalige Offiziersbaracke des Reichsarbeitsdienstlagers, in der nach 1945 der Zahnarzt Karl Peters wohnte und seine Praxis ausübte.

Der Namensgeber Ludwig Knickmann war ein "Märtyrer" der NS-Bewegung aus Buer, der bei der Ruhrbesetzung 1923 drei belgische Soldaten ermordete und auf der Flucht bei Sickingmühle/Lippramsdorf in der Lippe ertrank, siehe http://www2.altenforst.de/projekte/unischu/html/1932/230621.htm . In Marl gab es ein Denkmal und eine nach ihm benannte Schule. Die SA-Standarte 137 Westfalen in Gelsenkirchen trug seinen Namen.

Bei der Anlage des Lager wurde eine Fränkische Friedhofsanlage entdeckt und ausgegraben.

Quelle: Dorsten unterm Hakenkreuz, Bd.3 Der gleichgeschaltete Alltag, 1985. Darin: Elisabeth Schulte-Huxel: Stolz sind wir auf Spaten und Ähre - Arbeitsdienst in der Herrlichkeit, S.92-101, Foto heute S.10 ; Anton Winter, Der Ruhrkampf im Amtsbezirk Marl, in: Vestischer Kalender 1987, 58. Jahrgang, S.76-82. Heimatkalender 1978, S.59